Fernand Khnopff

Fernand Khnopff – Kunststudium in Brüssel, Studienreisen nach Paris

Fernand Khnopff wurde am 12. September 1858 in Grembergen bei Dendermonde in Flandern geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Brügge, wo sein Vater als stellvertretender königlicher Oberstaatsanwalt tätig war. Der Vater wünschte sich auch für den Sohn eine Karriere als Jurist, aber Fernand Khnopff zog es vor, die Brüsseler Kunstakademie zu besuchen, wo ihn seine Lehrer Xavier Mellery und Jean-François Portaels zunächst mit der naturalistischen Malerei in Gestalt von Porträts und Landschaftsbildern vertraut machten. Außerdem traf er auf James Ensor, der später als »Maler der Masken« berühmt wurde und neben Fernand Khnopff selbst als bedeutendster Vertreter des Symbolismus in Belgien gilt. Auf Studienreisen nach Paris lernte Khnopff das Werk des Franzosen Eugène Delacroix kennen, das ihn so stark beeinflusste, dass er es für seine eigene Arbeit zum künstlerischen Leitbild erkor. Schließlich brach er sein Studium an der Akademie ab und begann in Paris eine Laufbahn als freier Maler.

Wende zum Symbolismus, Gründung von »Les Vingt«

Fernand Khnopff interessierte sich neben der Malerei auch für Literatur und pflegte Umgang mit dem Schriftsteller Maurice Maeterlinck und dem Dichter Émile Verhaeren, der mehrere Artikel über Khnopff für die Zeitschrift »L'Art Moderne« schrieb und diese später zu einem Buch erweiterte. Nachdem Fernand Khnopff an der Académie Julian bei Gustave Boulanger und Jules-Joseph Lefebvre weiteren Unterricht genommen hatte, wandte er sich unter dem Einfluss des Malers Gustave Moreau immer mehr dem Symbolismus zu. Auf der Weltausstellung 1878 kam er mit den Arbeiten der englischen Präraffaeliten in Berührung, wobei ihn besonders Edward Burne-Jones und Dante Gabriel Rossetti mit ihren mystischen Themen beeindruckten. Mit seinem Studienkollegen James Ensor und anderen Gleichgesinnten wie Théo van Rysselberghe, Rodolphe Wytsman und den Geschwistern Boch gründete er 1883 die Künstlervereinigung Société des Vingt, deren erklärtes Ziel es war, unkonventionelle künstlerische Ansätze zu fördern. 1884 konnte Khnopff erstmals auf dem Pariser Salon ausstellen und etablierte sich in der Folge als feste Größe im Pariser Kunstbetrieb.

Geheimnisvolle und melancholische Frauengestalten

Fernand Khnopff malte zahlreiche rätselvolle Frauenporträts, wobei seine Schwester Marguerite Khnopff zeitlebens sein bevorzugtes Modell darstellte. Er lebte gemeinsam mit ihr in einem luxuriösen Anwesen. Die geheimnisvollen Frauen erschienen oft in Gestalt einer Chimäre oder Sphinx. Eigenwillig wie seine Motive war auch seine Formatwahl: Khnopff bevorzugte für sein späteres Werk mitunter extreme Formate, ausladend in der Höhe oder exzessiv in der Breite. Seine Teilnahme an der Wiener Secession war von großem Erfolg gekrönt, große Künstler wie der österreichische Maler Gustav Klimt schöpften Inspiration aus Khnoffs Werk. Khnopffs Begeisterung für die Oper und das Theater führte 1903 zum Entwurf der Bühnenbilder für das Stück Le Mirage seines Freundes Georges Rodenbach, der mit Das tote Brügge auch einen Schlüsselroman des Symbolismus verfasst hatte, dessen Erstausgabe wiederum von Khnopff illustriert worden war. Die deutschen Symbolisten in Person von Franz von Stuck aber auch die Künstler des Jugendstils wurden durch die in düsteren und fahlen Farbtönen ausgeführten mystischen Fantasien von Fernand Khnopff geprägt.

Fernand Khnopff starb am 12. November 1921 in Brüssel.