Moïse Kisling

Moise Kisling - Die Begegnung mit dem Schrecken in Kunst und Wirklichkeit

Moise Kisling wurde am 22. Januar 1891 in Krakau geboren. Seine früh erwachte Leidenschaft für die Kunst führte ihn an die Kunstakademie seiner Heimatstadt, doch seine Lehrer, darunter der Begründer des Polnischen Kolorismus, Józef Pankiewicz, erkannten bald, dass die außerordentliche Begabung ihres jungen Studenten nur in Paris eine angemessene Förderung finden konnte. Moise Kisling folgte diesem Rat, wagte die Übersiedlung in das fremde Land Frankreich und ließ sich nach seiner Ankunft im Jahr 1910 zunächst am Montmartre nieder. Die Unruhe und Zerrissenheit am Vorabend des Ersten Weltkriegs wirkte sich auch auf die Bilder von Moise Kisling aus. Friedlose Gestalten mit schmerzverzerrten Gesichtern verstören bis heute die Betrachter des Frühwerks. Eine sehr persönliche und intensive Begegnung mit dem Schrecken erlebte der Künstler als Soldat der französischen Fremdenlegion, zu der er sich gleich am ersten Tag der Kriegserklärung gemeldet hatte. Während der Kriegshandlungen wurde er in die Schlacht an der Somme verwickelt, die er nur schwer verwundet überlebte. Seine Tapferkeit im Kampf für Frankreich brachte ihm allerdings die französische Staatsbürgerschaft ein.

Fruchtbarer Austausch mit der französischen Künstlerszene

Moise Kisling verlegte seinen Wohnsitz schließlich in das Pariser Künstlerviertel Montparnasse, wo er regen Umgang mit den treibenden Kräften der zeitgenössischen Kunstszene pflegte; besonders rege verkehrte er mit der Künstlerkolonie La Ruche. Zu den engen Freunden von Moise Kisling zählte der italienische Maler und Bildhauer Amedeo Modigliani, der ihn auch porträtierte. Das Bild kann heute im Musée d'art moderne de la Ville de Paris (MAM) betrachtet werden. Auch André Derain, einer der führenden Protagonisten des Avantgardismus, besuchte regelmäßig Moise Kislings Atelier. Darüber hinaus pflegte er einen regen Austausch mit Schriftstellern und Dichtern wie Jean Cocteau, Raymond Radiguet und Max Jacob. Nach seinen von unbekanntem Grauen gepeinigten Gestalten der Vorkriegszeit wandte sich Moise Kisling jetzt einem merklich lichteren Sujet zu, wandelte sich regelrecht zu einem Maler der Lebensfreude, schuf Akte und widmete sich der Landschaftsmalerei, wobei sein Stil eine deutliche Ähnlichkeit zu Marc Chagall erkennen ließ. Der polnische Kunstkritiker Adolf Basler machte durch wohlwollende Artikel in der Zeitschrift Die Aktion das Werk Moise Kislings auch in Deutschland bekannt.

Die Rückkehr in den Krieg und die Flucht aus Frankreich

Moise Kisling kehrte während des Zweiten Weltkriegs in den Militärdienst zurück, obgleich er bereits 49 Jahre alt war. Als Frankreich vor Nazi-Deutschland kapitulierte, emigrierte Kisling in die USA, weil er als gebürtiger Jude um sein Leben fürchten musste. Während der verbleibenden Kriegsjahre konnte er seine Bilder mit einigem Erfolg in New York und Washington ausstellen und fand in Kalifornien eine Zuflucht. 1946 kehrte Kisling wieder nach Frankreich zurück, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Insbesondere mit seinen eigentümlich surrealen, schwer fassbaren Frauenakten fand der Künstler großen Zuspruch, dabei ließ er sich niemals auf einen klar definierten Stil festlegen, sondern erprobte sich immer wieder neu, wobei zumeist prächtige Farben und handwerkliche Souveränität die Arbeit des Künstlers auszeichneten und seinem Werk einen Platz in den großen Sammlungen und Galerien der Welt sicherten.

Moise Kisling starb am 29. April in Sanary-sur-Mer.