Nikolaus Lang – Schon als Kind war Nikolaus Lang ein emsiger Sammler
Nikolaus Lang wurde am 12. Februar 1941 in Oberammergau geboren. Als Kind einer Bürgermeisterfamilie wuchs er trotz der schwierigen Kriegsjahre in einem gesicherten Umfeld auf und erhielt eine gute Ausbildung. Schon als Kind entwickelte er eine ausgeprägte Sammelleidenschaft, die er mit ausgedehnten Streifzügen durch die Natur zu befriedigen versuchte: In einer selbstgenähten Ledertasche verstaute er Steine, Pflanzen und Tierknochen, die er dann zu Hause als kleine Skulpturen arrangierte; außerdem legte er sich ein Herbarium an. Den Besuch des Gymnasiums beendete Nikolaus Lang vorzeitig, um von 1956 bis 1960 eine Fachschule für Schreiner und Holzbildhauer zu besuchen, auf der er das Schnitzhandwerk erlernte. Im Anschluss studierte er bis 1966 in München an der Akademie der Bildenden Künste in der Bildhauerklasse von Josef Henselmann, 1967 ermöglichte ihm ein Stipendium den Besuch der Camberwell School of Arts and Crafts in London. Während der späten 1960er Jahre experimentierte der Künstler vor allem variablen Objekten aus Kunststoff.
Als »Spurensicherer« fand der Künstler seinen Weg
Nikolaus Lang machte in England den entscheidenden Schritt zur Spurensicherung, einer Form der Konzeptkunst, die er Anfang der 1970er Jahre selbst mitbegründet hat. Den Ausschlag zu der Entwicklung seiner eigenen künstlerischen Sprache gab die Entdeckung eines verlassenen Liebesnests in einem Park. Die Überreste, zu denen Papiertücher, Gleitcremetuben, Fragmente von Reißverschlüssen und Pessare zählten, sammelte er und arrangierte sie in Schaukästen zu seinem Projekt »Short Walk«, das er im Wimbledon Common präsentierte. Das war der Beginn dessen, was Nikolaus Lang die »Archäologie des Alltags« nannte, der er sich fortan mit großer Energie widmete. Auf der steten Suche nach Spuren kleiner und großer Menschengeschichten bereiste er die Welt, untersuchte Orte in Thailand, Japan, Italien und Australien, um dem Lebensalltag früherer Kulturen nahezukommen. Der Begriff der »Spurensicherung«, der keine geschlossene Künstlerbewegung, sondern mehr eine Haltung bezeichnet, geht auf den Kurator Günter Metken zurück, der 1974 neben Nikolaus Lang weitere gleichgesinnte Künstler wie Christian Boltanski, Claudio Costa, Anne und Patrick Poirier sowie Jürgen Brodwolf in einer Ausstellung versammelte.
Erinnerungen an Außenseiter und Ausgebeutete
Nikolaus Lang untersuchte als »Spurensicherer« nicht nur anonyme Gesellschaften der Vergangenheit, sondern unternahm auch sehr persönliche Annäherungen: Sein großes Werk »Für die Geschwister Götte« widmet sich dem Leben von vier Geschwistern, die als gesellschaftliche Außenseiter auf einem Einödbauernhof in der Nähe seines Zuhauses lebten. Dabei ging er so weit, sogar das alte Bauernhaus der Geschwister zu kaufen und mit seiner eigenen Familie dort zu leben – bis ein verheerender Brand im Jahr 2003 das Haus und das Atelier Nikolaus Langs mitsamt zahlreicher Kunstwerke vernichtete. Lang war Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und lehrte von 2000 bis 2008 als Professor an der Münchener Kunstakademie. Eine seiner letzten Arbeiten war eine »Marterl-Säule« für Säulenhalle in Polling zum Gedenken an die indigenen Kinder, die im 19. Jahrhundert an das bayerische Königshaus verkauft und verschleppt wurden.
Nikolaus Lang starb am 11. Februar 2022 nach langer Krankheit in Murnau am Staffelsee. Sein Sohn Daniel Lang ist ein preisgekrönter Filmregisseur, sein älterer Cousin Ernst Maria Lang arbeitete als Architekt und Karikaturist bei der Süddeutschen Zeitung.
Nikolaus Lang - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: