Andrea Lehmann

Andrea Lehmann - Düstere Frauenporträts und surreale Albtraumwelten

Andrea Lehmann, geboren 1975 in Düsseldorf, besuchte schon in jungen Jahren gerne die Museen ihrer Heimatstadt und fühlte sich vor allem von den Werken alter Meister angezogen. Im Kontrast zu ihren eigenen frühen Zeichenversuchen vermittelte ihr das Studium dieser Bilder eine Ahnung von der weiten Perspektive, die ihr die Malerei bot. Besonderen Eindruck hinterließ der extravagante italienische Barockmaler Salvator Rosa mit seinen lustvollen Horrorträumen, die für das spätere Schaffen von Andrea Lehmann geradezu programmatisch werden sollten. Auch die Bilder der Surrealisten inspirierten Lehmann auf ihrem Weg zur Künstlerin, den sie 1995 mit hochgesteckten Erwartungen als Studentin an der Kunstakademie Düsseldorf begann. Im Jahr 2000 wurde sie Meisterschülerin bei Markus Lüpertz, der ihr viel Freiraum für eigene Entscheidungen und Verantwortung ließ. Im selben Jahr begann auch ihre Ausstellungstätigkeit; bis heute hat Andrea Lehmann an zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen im In- und Ausland teilgenommen. 2001 erhielt sie ein Reisestipendium der Freunde und Förderer der Kunstakademie Düsseldorf; 2002 ihren Akademiebrief.

Mensch und Tier verschmelzen zu einem grotesken Kabinett

Andrea Lehmann vereint in ihrer Malweise Merkmale der hyperrealistischen Malerei, der Neoromantik und des aus Japan stammenden Manga. Ihr Frühwerk gründete vor allem auf düsteren Frauenporträts, ausgeführt in einer eigenwilligen Bildsprache zwischen Märchen und Albtraum. Später weitete sich der Blick der Künstlerin auf ganze Szenerien, in denen Frauen aber immer eine wichtige Rolle einnehmen, als zu Leichen entstellte Märchenfeen, als pferdeköpfige Wettkämpferinnen oder als nackte Schäferin. Ein wiederkehrendes Motiv sind Menschen, auch hier: meist Frauen, die wilde Tiere oder Kreaturen bändigen. Überhaupt begegnen sich Mensch und Tier bei Andrea Lehmann auf ganz selbstverständliche Weise, verschmelzen manchmal miteinander und sind im dargestellten Geschehen nicht immer eindeutig voneinander zu trennen. Gerade die Tiermenschen dienen aber nicht dem Zweck, Schrecken zu verbreiten, sondern stellen oft den sanften Ruhepol eines Bildes dar – sie sind trotz ihres grotesken Äußeren keine Feindfiguren, vielmehr Freunde und Helfer.

Das Malen schafft nur einen äußeren Abglanz innerer Bilder

Andrea Lehmann sieht in der klassischen Malerei und der immer stärker werdenden digitalen Bilderzeugung keinen Widerspruch. Die Zunahme an Bildern durch die digitalen Möglichkeiten wertet sie als befruchtenden Vorgang, der zur Entstehung neuer Kunstwerke anregt. Eine bestimmte Botschaft möchte die Künstlerin mit ihrem Werk nicht zum Ausdruck bringen, dafür aber etwas sichtbar machen von den inneren Bildern, die ihre Seele prägen und die in einem nach außen getragenen Kunstwerk nie vollständig vermittelt werden können. In jüngerer Zeit interessiert sich Andrea Lehmann verstärkt für die dritte Dimension, lässt ihre Visionen mit Hilfe von Pappaufstellern und Faltbildern raumgreifende Tiefe gewinnen. Andrea Lehmanns Kunst findet zunehmend auch abseits von Museen und Galerien Rezeption: Für die deutsche Erstausgabe des ursprünglich 1937 erschienenen Romans Kindheitshefte der gefeierten argentinischen Schriftstellerin Norah Lange (1905 – 1972) schuf sie einen passenden optischen Rahmen.

Andrea Lehmann lebt und arbeitet in Düsseldorf.