Thilo Maatsch

Thilo Maatsch wurde am 13. August 1900 als Thilo Friedrich Maatsch in Braunschweig geboren. Nach eigenem Bekunden interessierte er sich früh für die Malerei und besuchte mit großem Eifer jede Kunstschau, die ihm zugänglich war; besonderen Eindruck machte eine Ausstellung des Expressionisten Franz Marc (1880–1916) in der berühmten Galerie Der Sturm, die Thilo Maatsch als 16-Jähriger erkundete. Bald keimte in ihm der Wunsch, selbst künstlerisch tätig zu werden, und mit Stolz berichtete er von seinem ersten eigenen Aquarell, das im Jahr 1918 bei Freunden neben einer Zeichnung von Paul Klee (1879–1940) und unter einem Bild von Paul Signac (1863–1935) an der Wand hing. Ebenfalls im Jahr 1918 gründete Thilo Maatsch mit seinen Freunden Rudolf Jahns (1896–1983) und Johannes Molzahn (1892–1965) die Gesellschaft der Freunde junger Kunst, zu deren Mitgliedern Lyonel Feininger (1871–1956) und Paul Klee zählten. Wassily Kandinsky (1866–1944), der für Maatsch eine Art Vaterfigur darstellte und den jungen Künstler förderte, entwarf für die Gruppe das Signet.

Thilo Maatsch konnte zunächst seinen Lebensunterhalt nicht mit seiner Kunst bestreiten, woran auch die Freundschaft mit dem bedeutenden Braunschweiger Sammler Otto Ralfs (1892–1955) nichts änderte. Aus diesem Grund begann er, als Lehrer zu arbeiten und fand eine entsprechende Anstellung in Holzminden. Die Malerei nahm ihn jedoch zunehmend so stark in Anspruch, dass für Familie und Beruf kaum noch Zeit übrigblieb. Das angestrebte Studium am Bauhaus konnte er aufgrund seiner Verpflichtungen als junger Familienvater nicht verwirklichen, er lernte aber László Moholy-Nagy (1895–1946), Lothar Schreyer (1886–1966) und William Wauer (1866–1962) kennen und durfte in deren Ateliers weitere Erfahrungen sammeln. Eine besondere Freundschaft verband Thilo Maatsch mit Kurt Schwitters (1887–1948); die Ähnlichkeit der Formensprache führte dazu, dass Maatsch häufig dem Kreis um Schwitters zugerechnet wird. Thilo Maatsch schloss sich der Novembergruppe an und nahm bis 1932 jährlich an der Großen Berliner Kunstausstellung teil. Mit großem Stolz erfüllte ihn die Einzelausstellung in der Galerie Der Sturm, die ihm Herwarth Walden 1927 ausrichtete.

Thilo Maatsch galt mit seinen geometrischen Farbflächen im Nationalsozialismus als »entartet« und musste bereits 1933 die erste Beschlagnahmung seiner Kunstwerke miterleben. 1934 erfolgte der Ausschluss aus der Reichskammer der bildenden Künste, was zu einer Unterbrechung seiner Künstlerlaufbahn führte. Maatsch arbeitete weiter als Lehrer, malte nicht mehr und wurde 1843 als Sanitäter an die Front geschickt, wo er in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet. Die entbehrungsreichen Nachkriegsjahre zwangen den Künstler auch nach seiner Entlassung den Brotberuf des Lehrers auszuüben. In den 1950er Jahren reiste er im Auftrag der UNESCO nach Paris, ab 1966 erfolgte in Deutschland eine allmähliche Wiederentdeckung seines Werks und Maatsch durfte seine letzten Jahre als gefeierter und hochgeehrter Künstler erleben.

Thilo Maatsch starb am 20. März 1983 in Königslutter.