Herbert Matter

Herbert Matter wurde am 25. April 1907 im Schweizer Bergdorf Engelberg geboren. Dort kam er nicht nur mit der größten Orgel der Schweiz, sondern vor allem auch mit zweien der schönsten Sammlungen mittelalterlicher Illuminationen in Berührung. Nach dem Besuch der Klosterschule studierte er von 1925 bis 1927 an der École des Beaux-Arts in Genf, ehe ihn seine Faszination für die Moderne nach Paris lockte, wo er an der erst 1924 gegründeten Académie Moderne bei Fernand Léger (1881–1955) und Amédée Ozenfant (1886–1966) neue künstlerische Horizonte entdeckte und in Léger zudem einen lebenslangen Freund fand. Als Herbert Matter eine Rollei in die Hände bekam und damit zu experimentieren begann, trat die Malerei zugunsten der Fotografie in den Hintergrund. Dabei sah er die Kamera aber in erster Linie als Designwerkzeug, mit dem er sich in einer Epoche, in der das Grafikdesign vor scheinbar unbegrenzten Entwicklungsmöglichkeiten stand, auf innovative Weise ausdrücken konnte.

Herbert Matter begeisterte sich unter dem Einfluss von El Lissitzky (1890–1941) und Man Ray (1890–1976) zunehmend für die Möglichkeiten der Collage, Montage und Fotogramme. Seine Fähigkeiten als Designer und Fotograf brachte ihm schließlich eine Anstellung bei Deberny & Peignot, wo er als Assistent von Cassandre (1901–1968) und Le Corbusier (1887–1965) die Feinheiten der Typografie kennenlernte. Auch die 1932 aufgrund fehlender Papiere erfolgte Ausweisung aus Frankreich konnte Herbert Matters Entwicklung nicht dauerhaft beeinträchtigen: In der Schweiz begeisterte er mit seinen Plakatentwürfen für das Fremdenverkehrsamt, für die er das in Paris Gelernte mit seiner persönlichen Vision verband. 1936 gelangte Herbert Matter infolge seiner Zusammenarbeit mit einem Schweizer Ballettensemble nach New York und entschloss sich, dort zu bleiben. Der russische Designer Alexei Brodowitsch (1898–1971), der Matters Schweizer Plakatarbeiten kannte und schätzte, vermittelte ihm Fotoaufträge für die Modezeitschrift Harper's Bazaar. Weitere Aufträge für Vogue, Fortune Magazine, Arts & Architecture sowie Town and Country schlossen sich an.

Herbert Matter arbeitete während des Zweiten Weltkriegs für die Container Corporation of America; 1944 trat er eine Stelle als Designberater bei der Firma Knoll an, deren Erscheinungsbild er über 12 Jahre lang prägte. Für das Museum of Modern Art drehte er einen erfolgreichen Dokumentarfilm über den Bildhauer Alexander Calder (1898–1976), zu dem John Cage (1912–1992) die Musik komponierte. Alvin Eisenman (1921–2013) holte Herbert Matter als Professor für Fotografie an die Yale University. Dort beschäftigte er sich auch mit der Architektur und entwarf seine eigenen Atelierräume. Von 1958 bis 1969 beriet Matter das Solomon R. Guggenheim Museum in New York und das Museum of Fine Arts in Houston. Ein Vierteljahrhundert lang fotografierte Herbert Matter die Skulpturen seines Landsmannes Alberto Giacometti (1901–1966) für einen umfangreichen Bildband, dessen Veröffentlichung er nicht mehr erlebte. Zu seinen Künstlerfreunden zählten Jackson Pollock (1912–1956), Willem de Kooning (1904–1997), Franz Kline (1910–1962) und Philip Guston (1913–1980).

Herbert Matter starb am 8. Mai 1984 in Southampton (New York).