Steve McCurry

Steve McCurry wurde am 23. April 1950 in Philadelphia, Pennsylvania geboren. Sein Studium an der Pennsylvania State University schloss er 1974 mit dem Bachelor of Arts ab, danach arbeitete er zwei Jahre lang für das Lokalblatt The Daily Collegian. In dieser Zeit entdeckte er seine Liebe zur Fotografie und begann mit ersten Reportage-Reisen. Nach einem Aufenthalt in Indien besuchte er Pakistan, wo ihm zwei Afghanen vom Krieg in ihrem Heimatland erzählten. Steve McCurry zog afghanische Tracht an, nähte Filmrollen in seinen Turban ein und verbarg weiteres Material in seinen Socken und seiner Unterwäsche. Dann schlich er sich über die pakistanische Grenze und dokumentierte die immensen Zerstörungen, die der Krieg in Afghanistan (1979–1989) angerichtet hatte sowie das Elend, das damit für die einheimische Bevölkerung verbunden war. Die Bilder wurden von mehreren internationalen Zeitungen, Nachrichtenmagazinen und Illustrierten wie der New York Times, dem Time Magazine und der Paris Match abgedruckt und machten Steve McCurry schlagartig berühmt.

Steve McCurry fotografierte in den folgenden Jahren zahlreiche militärische Konflikte, begleitete den Ersten und Zweiten Golfkrieg und den Zerfall Jugoslawiens, berichtete aus den Krisenherden der Welt in Beirut, Kambodscha, dem Jemen und Tibet. Steve McCurry geht es bei seiner fotografischen Arbeit nicht darum, Sensationen zu liefern, sondern den blutigen Tribut des Krieges für die betroffenen Menschen sichtbar zu machen: Unabhängig von geografischer, ethnischer und kultureller Verortung betrifft das Leid des Krieges ein gemeinsames, universales Element, das allen Menschen gemein ist. Der Fotograf will erzählen, was nach seinem Empfinden erzählt werden muss, was nicht verschwiegen darf, was zur Definition der conditio humana beiträgt. Die Kamera ist für Steve McCurry dabei auch ein Schild, das ihn in gefährlichen und beunruhigenden Augenblicken schützt und ihm Sicherheit verleiht. Er sieht sich nicht als Abenteurer, nicht als Adrenalin-Junkie, sondern als Chronist und Diener der Wahrheit für die gesamte menschliche Gesellschaft.

Steve McCurry stand im Jahr 2016 im Mittelpunkt einer aufsehenerregenden Kontroverse um die ihm nachgewiesene Manipulation von Bildern. Angesichts der nicht zu leugnenden Tatsachen nahm der Fotograf eine Neubewertung seiner Arbeit vor: Er sei nicht im eigentlichen Sinne ein Fotojournalist, sondern ein visueller Geschichtenerzähler, der auch von künstlerischen Gestaltungsmitteln Gebrauch mache, um seinen ästhetischen und kompositorischen Ansprüchen gerecht zu werden. Aufgrund der Irritationen, die dieses Vorgehen bei Teilen seines Publikums ausgelöst habe, werde er aber künftig nur wenig auf die digitale Bildbearbeitung zurückgreifen. Zwar entfernten Magnum und National Geographic in der Folge einige von McCurrys Bildern von ihren Websites, an der Reputation des Künstlers und seines Lebenswerks änderte das nichts. Für sein fotografisches Werk erhielt Steve McCurry Preise und Auszeichnungen in großer Zahl, darunter 1980 die Robert Capa Gold Medal für seine erste Fotoreportage aus Afghanistan, 2003 den Lucie Award und 2019 die Aufnahme in die International Photography Hall of Fame.