Bjarne Melgaard präsentiert sich als Anhänger der schwarzen Kunst: Der norwegische Künstler begibt sich mit seinem Werk regelmäßig hinab in die finstersten Abgründe der menschlichen Gesellschaft, zelebriert satanische Messen, zeigt Folter- und Hinrichtungsszenen – und polarisiert.
(...) WeiterlesenBjarne Melgaard - Malen, kritzeln, halluzinieren – Gewalt als Herzstück der Kunst
Bjarne Melgaard wurde am 9. September 1967 in Sydney geboren. Seine Kindheit verbrachte er in seiner Heimat Norwegen, dann zog er für ein Jahr nach Warschau, um in der polnischen Hauptstadt Kunst zu studieren. Im Anschluss daran besuchte Bjarne Melgaard ebenfalls für je ein Jahr die Statens Kunstakademi in Oslo, die Jan van Eyck Academie in Maastricht und die Rijksakademe van beeldende kunsten in Amsterdam. Bjarne Melgaards Kunst kreiste schon früh um die essenziellen Themen der Menschheit, um Sexualität, Schmerz und Tod in allen, auch den dunkelsten Facetten. Er thematisiert Selbstverletzungen, Sadomasochismus und Tötungsfantasien. Stilistisch bewegt sich Melgaard dabei zwischen außerordentlicher Kunstfertigkeit und kindlichem Gekritzel, mitunter erinnern seine Bilder auch an im Drogenrausch hingeworfene Halluzinationsfantasien. Niemals geht es ihm dabei um das Bedienen einer Erwartungshaltung, der Künstler interessiert sich ausschließlich für das, was er ausdrücken möchte, und das steht zumeist in Verbindung mit der Faszination für die Gewalt, die das menschliche Leben jeden Tag durchzieht.
Schwarze Ziegen, fiktive Ritualmorde und Indizierungen
Bjarne Melgaard kam durch die Wahl seiner Themen und vor allem durch den gewollt provokanten Umgang mit diesen immer wieder in Konflikt mit der Obrigkeit. In Deutschland wurden die Bücher zu zweien seiner Ausstellungen auf die Liste der jugendgefährdenden Medien gesetzt – es waren allzu drastische Darstellungen von Kastrationen, Folterungen und Hinrichtungen zu sehen. Das Brechen von Tabus ist ein grundlegender Ansatz der Kunst Bjarne Melgaards, der die Aufregung um seine Arbeiten kaum nachvollziehen kann und auf die uralte Verführungskraft der Gewalt verweist, auf die Faszination des Grauens, die zum Ur-Erbe der Menschheit gehört. Für seine Performances inszeniert sich der Künstler auch einmal als Opfer eines fiktiven Ritualmordes oder präsentiert seine indizierten Bilder, nachdem er sie selbst schwarz übermalt hat, als Ruinen einer Ausstellung. Sein Plan, eine lebendige Ziege in schwarzem Latexkostüm als Symbol des Todes auf die Bühne zu schicken, rief heftigen Protest von Tierschützern hervor. Die Kunst von Bjarne Melgaard erregt Aufmerksamkeit, auch bei anderen Künstlern: Die französische Schriftstellerin Karine Tuil behandelte Melgaards Skulptur The Black Woman Chair in ihrem Roman Die Zeit der Ruhelosen.
Berührungen mit Literatur und Musik
Bjarne Melgaard hat außerhalb der bildenden Kunst auch einen Ausflug in das Genre der Literatur gewagt und einen 500 Seiten starken Roman verfasst. Dabei war es vor allem das Unmittelbare, das ihn am Schreiben faszinierte: Für diese Art der Kunst habe er nur einen Stift und Papier gebraucht, keine Leinwand, keine Farben, kein Atelier. Jede einzelne Seite wurde deshalb vom Künstler mit eigener Hand geschrieben – eine authentische, für Bjarne Melgaard wichtige Erfahrung. Diese Unmittelbarkeit, die Inspiration des Augenblicks, sucht er auch für seine Bilder zu erreichen: Malen ohne Korrektur, ohne Überdenken, ohne Nachbearbeitung. Auch mit Musikern arbeitet Melgaard gelegentlich zusammen, zumeist mit Künstlern aus dem Bereich des Black Metal. Eine Ausnahme stellt der Musiker und Texter Roger Baptist dar, mit dem Melgaard die Kunstfigur Rummelsnuff erarbeitete. Fasziniert von dem muskulösen Körper des ehemaligen Türstehers und Bodybuilders widmete Bjarne Melgaard Rummelsnuff eine Reihe von Gemälden und Fotografien, die auch auf der Documenta 12 in Kassel gezeigt wurden.
Bjarne Melgaard lebt und arbeitet in New York.
Bjarne Melgaard - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: