Meuser

Meuser, geboren 1947 in Essen, schätzt das Geheimnis um seine Person und hält es nach Kräften aufrecht. Über sein Leben wie auch seine Ausbildung ist nur wenig bekannt. Sein richtiger Vorname lautet Nikolaus, der Familienname bleibt der Öffentlichkeit verborgen. Meusers Künstlername geht auf früheste Kindertage zurück: Meuser wurde schon so gerufen, als an eine Bildhauerlaufbahn noch gar nicht zu denken war. Kein Zusammenhang besteht indes zu dem gleichnamigen mittelständischen Maschinenbau-Unternehmen, auch wenn der Künstler selbst ebenfalls die Arbeit mit dem Werkstoff Stahl schätzt. Der Vater arbeitete als Ingenieur in der Stahlindustrie, Meuser selbst studierte von 1968 bis 1976 an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf; seine Lehrer der Aktionskünstler Joseph Beuys und der Bildhauer Erwin Heerich. In der Klasse Joseph Beuys' wurde der Spitzname aus der Kindheit zum Künstlernamen, ein biografisches Detail, das Meuser mit anderen Beuys-Schülern wie Blinky Palermo und Imi Knoebel teilt. Neben der Kunst belegte er an der Universität auch Semester in Philosophie und Kunstgeschichte.

Meuser beschickte 1978 seine erste Einzelausstellung in der Düsseldorfer Galerie Arno Kohnen. Schon da wurde deutlich, dass die Figuration die Sache des Künstlers nicht ist. Wenn er seine Skulpturen aus massiven Metallstücken – meist Eisenschrott – zusammenfügt, dann finden sich Hinweise auf Figürliches und Gegenständliches meist nur in den mitunter launigen Titeln, die er seinen Werken und Ausstellungen gibt: Im Jahr 2008 präsentierte er seine Arbeiten in der Kunsthalle Düsseldorf unter dem Namen Die Frau reitet und das Pferd geht zu Fuß. Solche schalkhaften Ausstellungstitel sind in Meusers Historie häufig zu finden: in Berlin hieß es 2014 Herr Ober, zwei Doppelte, in Brüssel 2015 Strubbel die Katz, in Karlsruhe kam es 2020 zu einer freundschaftlich-wetteifernden Gemeinschaftsausstellung mit dem Minimalisten Jonathan Monk unter dem Motto Dr. Schlau und Dr. Schlauer. Immer wieder zieht der Querdenker aus dem Ruhrpott auf diese Weise Aufmerksamkeit auf seine künstlerische Arbeit, bei der es trotz allen Augenzwinkerns nie um platte Witze geht.

Meuser wird seit über drei Jahrzehnten von der Galerie Bärbel Grässlin vertreten. In diese erfolgreiche Zeit fallen eine Teilnahme an der documenta IX in Kassel und vielfache Ehrungen: Für seine Kunst erhielt Meuser Preise und Auszeichnungen, darunter 1985 den Bremer Kunstpreis und 1991/92 den Förderpreis ars viva des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft. Immer wieder fasziniert Meusers Fähigkeit, seine Skulpturen und Objekte sowohl mit virtuoser Leichtigkeit als auch mit brachialer Wucht darzubieten, Kritik und Publikum. Vielen seiner Werke sieht man den Ursprung ihrer Materialien an, der Künstler bemüht sich gar nicht, Schweißnähte und Funktionsspuren der aussortierten Stahlplatten und T-Träger zu verbergen – oft ist deutlich zu sehen, wo der Schöpfer Hand angelegt hat. Die Beschaffenheit der Fundstücke trägt zum Werkcharakter bei. Am 26. Mai 2018 wohnte der Künstler in Person der Enthüllung seines Werkes Porscheplatz im Essener Glückauf-Park bei. Der Name erinnert an eine glückliche Kindheitserfahrung Meusers: auf dem Porscheplatz gab es in seiner Kindheit in Essen eine Kirmes mit Schiffsschaukeln.

Meuser lebt und arbeitet in Düsseldorf.