Imi Knoebel verlieh der Minimal Art große Dimensionen: Nicht nur schuf er monumentale Werke wie die Buntglasfenster der Kathedrale zu Reims, er setzte seine Kunst auch ein für die Beseitigung gesellschaftlicher Missstände und zu der Verwirklichung politischer Ziele, unterstützte die Rechte von Kindern, die polnische Gewerkschaft Solidarność und die deutsch-französische Aussöhnung.
(...) WeiterlesenImi Knoebel - Freundschaft und gemeinsame Identität mit Imi Giese, Studium bei Beuys
Imi Knoebel wurde am 31. Dezember 1940 als Klaus Wolf Knoebel in Dessau geboren. Die ersten Jahre seiner Kindheit verbrachte er in der Nähe von Dresden, ehe er im Jahr 1950 mit seiner Familie nach Mainz zog. In der Werkkunstschule Darmstadt lernte Imi Knoebel von 1962 bis 1964 nicht nur die Ideen der Bauhaus-Vordenker László Moholy-Nagy und Johannes Itten, sondern auch seinen Künstlerkollegen Rainer Giese kennen. Gemeinsam wechselten sie 1964 an die Düsseldorfer Kunstakademie, um bei Walter Breker Gebrauchsgrafik zu studieren. Ihre tiefe Verbundenheit bewog sie dazu, sich eine künstlerische Identität zu teilen – beide nahmen denselben Vornamen an: Imi + Imi sollte dabei die Phrase »Ich mit ihm« versinnbildlichen. Ihre extravagante Selbstinszenierung brachte ihnen schließlich die ersehnte Aufnahme in die Klasse von Joseph Beuys. Dort arbeiteten sie im legendären Raum 19 auch mit Jörg Immendorf und vor allem mit Blinky Palermo (alias Peter Heisterkamp) zusammen. Mit Palermo und Katharina Sieverding definierten beide Imis eine eigene künstlerische Position, die sich trotz aller Verehrung von ihrem Lehrer Beuys absetzte. Imi Knoebel behielt sein Pseudonym auch dem frühzeitigen Tod seines Freundes Imi Giese im Jahr 1974 bei.
Schwarzweiße Linien und farbige Flächen
Als moderner Künstler konnte sich Imi Knoebel schnell etablieren, war bald ein häufiger Gast in den einschlägigen Szenetreffs wie dem Ratinger Hof, dessen Leitung seine Frau Carmen 1974 gemeinsam mit Ingrid Kohlhöfer übernommen hatte. In den 1960er-Jahren schuf der Künstler seine Linienbilder in Schwarz-Weiß, das »Schwarze Quadrat« von Kasimir Malewitsch, neben Beuys das zweite große Leitbild für Imi Knoebel, inspirierte ihn zu seinen mehrschichtigen Plattenskulpturen Sandwich I und Sandwich II. Erst in den 1970er-Jahren war dann Farbe auf den Bildern Imi Knoebels zu finden, 1975 begann er mit seiner Serie Mennigebilder, für die er eine im Stahlbau genutzte Rostschutzfarbe verwendet, die umgangssprachlich auch ›Mennigefarbe‹ genannt wird. Berühmt geworden sind zudem die bunt gefärbten Aluminiumplatten, die durch gegenseitige Überdeckung Muster entstehen lassen und in ihrem Stil an das Werk von Piet Mondrian erinnern.
Mit Kunst Politik machen und die Gesellschaft verändern
Seit Anfang der 1980er-Jahren engagierte sich Imi Knoebel mit seinem Werk auch verstärkt für politische und gesellschaftliche Belange. 1982 stand er in einer langen Reihe mit Größen wie Georg Baselitz, seinem Lehrer Joseph Beuys, Walter Dahn, Gerhard Richter, Günther Uecker und anderen, um die polnische Solidarność-Bewegung zu unterstützen. 1988 entstand der Kinderstern, ein Kunstwerk, das Knoebel in zahlreichen Varianten immer wieder ausführt, um damit Spenden für Kinder in Not zu generieren. Einen weiteren besonderen Akzent in seiner erfüllten Künstlerlaufbahn konnte der vielfache Documenta-Teilnehmer mit der Gestaltung von insgesamt neun Glasfenstern für die altehrwürdige Kathedrale von Reims setzen. Mit der Entscheidung, diesen begehrten Auftrag an einen deutschen Künstler zu vergeben, setzte Frankreich bewusst ein Zeichen für die gutnachbarlichen Beziehungen – und ließ damit auch erstmals zeitgenössische Kunst in das über 800 Jahre alte Gotteshaus einziehen.
Imi Knoebel lebt und arbeitet heute als freischaffender Maler und Bildhauer in Düsseldorf.
Imi Knoebel - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: