Jean François Millet

Jean François Millet wurde am 4. Oktober 1814 in Gréville-Hague in der Normandie geboren. Als ältester Sohn einer Bauernfamilie musste er sich zunächst mit ganz anderen Dingen als der Kunst beschäftigen: Seine Eltern beanspruchten seine Hilfe bei der Feldarbeit, und er musste alle Seiten des harten Landlebens kennenlernen: mähen, Heu machen, pflügen, säen und ähnliche Dinge. In seiner späteren Laufbahn als Maler griff Jean François Millet immer wieder auf diese Erfahrungen zurück und ließ entsprechende Motive in seine Bilder einfließen. Zwei Dorfpriester sorgten indes dafür, dass der begabte Junge auch mit antiker und moderner Literatur in Berührung kam. Weil die künstlerischen Neigungen Jean François Millets immer deutlicher zutage traten, schickten ihn seine Eltern schließlich nach Cherbourg, wo er bei verschiedenen Malern in die Lehre ging, darunter Théophile Langlois de Chèvreville (1802–1845), der selbst ein Schüler von Antoine-Jean Gros (1771–1835) gewesen war.

Jean François Millet beeindruckte seinen Lehrer Langlois so sehr, dass dieser ihm ein Stipendium für einen Umzug nach Paris vermittelte, wo der junge Künstler bei Paul Delaroche (1797–1856) an der École des Beaux-Arts studierte. Außerdem war er regelmäßiger Gast im Louvre und studierte die dort ausgestellten alten Meister, namentlich Andrea Mantegna (1431–1506), Giorgione (1478–1510), Michelangelo (1475–1564) und Nicolas Poussin (1594–1665). Es entstand eine Vielzahl von Zeichnungen nach den berühmten Vorbildern, ehe Jean François Millet sich ab 1837 auch an ersten Ölgemälden versuchte. 1840 konnte er zum ersten Mal ein eigenes Werk auf dem Pariser Salon präsentieren. In den 1840er Jahren pendelte er zwischen Paris und Cherbourg hin und her und malte vor allem Porträts von Freunden und Familienmitgliedern sowie lokalen Persönlichkeiten, außerdem widmete er sich mythologischen Szenen. Sein Stil, der sich anfangs am Rokoko orientierte, stieß in der Öffentlichkeit auf spöttische Kritik und der Künstler lebte in schwierigen finanziellen Verhältnissen, wenn auch sein Werk Ödipus von dem angesehenen Kritiker Théophile Thoré (1807–1869) ausdrücklich gelobt und mit den Brüdern Antoine Le Nain (1588–1648), Louis Le Nain (1593–1648) und Mathieu Le Nain (1607–1677) verglichen wurde.

Jean François Millet wandte sich schließlich unter Rückgriff auf seine Kindheitserfahrungen bäuerlichen Themen zu und konnte mit seinem Bild Le Vanneur (der Kornschüttler) im Jahr 1848 den revolutionären Zeitgeist treffen. Während die Republikaner Millet feierten, stieß er im bürgerlichen Lager auf harsche Ablehnung. 1849 zog Jean François Millet in das kleine Dorf Barbizon am Wald von Fontainebleau, wo er sich allmählich eine gesicherte Existenz als Künstler aufbauen konnte. Obwohl man ihn wegen des Erfolgs seiner realistischen Darstellungen des bäuerlichen Alltags mitunter als Revolutionär bezeichnete, wehrte er sich vehement gegen diese Zuschreibung. Unter dem Einfluss seines guten Freundes Théodore Rousseau (1868–1873) wandte er sich verstärkt der Landschaftsmalerei zu und wurde zu einem der wichtigsten Künstler der berühmten Schule von Barbizon. In den letzten Jahren seiner Laufbahn zeigte Jean François Millet in seinem Schaffen starke Anklänge an den Symbolismus.

 

Jean François Millet starb am 20. Januar 1875 in Barbizon.