George Minne

George Minne studierte in Gent und Brüssel

George Minne wurde am 30. August 1866 als Georgius Joannes Leonardus Minne in Gent geboren. Der Sohn des Architekten Fredericus Augustus Minne wollte zunächst in die Fußstapfen seines Vaters treten und begann selbst ein Architekturstudium, gab aber bald dem Malunterricht bei dem in Gent ansässigen Künstler Jean Delvin (1853–1922) den Vorzug. Er besuchte die Koninklijke Academie voor Schone Kunsten (eine Vorläuferin der Hogeschool Gent) und im Anschluss die Académie royale des Beaux-Arts de Bruxelles. Zu seinen Lehrern zählten der Porträt- und Genremaler Théodore-Joseph Channeel (1817–1892) und der Bildhauer Louis Pierre Van Biesbroeck (1838–1919). Im Jahr 1886 reiste George Minne zum ersten Mal nach Paris und machte dort die Bekanntschaft der Schriftsteller Maurice Maeterlinck (1862–1949) und Grégoire Le Roy (1862–1941), die ihn in die Kreise der französischen Symbolisten einführten. Mit Maeterlinck verband ihn bald eine Freundschaft, die zu Illustrationen für dessen Werke Serres (1886) und Soeur Béatrice (1900) führte.

Selbst Rodin konnte ihm nichts mehr beibringen

George Minne besuchte im Jahr 1890 zum zweiten Mal Paris und sprach im Atelier von Auguste Rodin (1840–1917) vor, um von diesem weitere Unterweisung zu erbitten, aber der Begründer der modernen Plastik erklärte nur, er könne Minne nichts mehr beibringen. Im selben Jahr stellte der Künstler auch mit der wegweisenden Künstlergruppe Société des Vingt (Les LXX) aus, zu der James Ensor (1860–1949), Fernand Khnopff (1858–1921) und Théo van Rysselberghe (1862–1926) zählten. 1892 heiratete George Minne die Tochter eines Genter Dichters, Josephine Destanberg. Das Paar bekam einen Sohn, der später die vom Künstler selbst gegründete Bronzegießerei in Gent leitete. Während des Ersten Weltkriegs floh George Minne mit seiner Familie nach Wales, wo er sich zeitweise völlig von der Bildhauerei abwandte, kehrte aber nach dem Krieg zurück und verdiente seinen Lebensunterhalt als Zeichenlehrer, während seine Skulpturen deutlich monumentalere Züge aufwiesen.

Mythifizierung als Erneuerer der Bildhauerei

George Minne erfuhr bereits zu Lebzeiten eine wechselhafte Rezeption: Wurde seiner ersten Ausstellung noch mit Häme begegnet, wurde er später als Erneuerer der Bildhauerkunst mythifiziert. Neben seinem hohen künstlerischen Vermögen war für diese zeitweilige Überhöhung auch der durch große Zurückgezogenheit geprägte Lebenswandel des scheuen Künstlers verantwortlich, der lieber seine Werke als sich selbst sprechen ließ. Anerkennung fand Minne zuerst in Deutschland und Österreich, bevor man ihn auch in seinem Heimatland Belgien entsprechend würdigte. Für sein künstlerisches Werk erhielt George Minne Preise und Auszeichnungen, so wurde ihm 1931 der Titel eines Barons verliehen und 1932 die volle Mitgliedschaft in der Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique zuerkannt. Er gehörte als Mystiker zur Laethemer Schule (Latemse School), einer flämischen Künstlerkolonie, deren erste Generation sich stark am Symbolismus orientierte.

George Minne starb am 20. Februar 1941 in Sint-Martens-Latem.