Vera Molnar hat für die Kunst eine Tür in die Zukunft geöffnet: Die französisch-ungarische Künstlerin gilt als eine der wichtigsten Vertreterinnen der Computerkunst und hat bereits in den 1960er Jahren erkannt, welche immensen Möglichkeiten die digitale Technologie mit sich bringt.
(...) WeiterlesenVera Molnar suchte nach neuen Formen der Kunst
Vera Molnar wurde am 5. Januar 1924 in Budapest geboren. Bereits als Kind entwickelte sie einen systematisch-analytischen Blick auf ihre Umwelt und führte spielerisch erste visuelle Experimente durch. Folgerichtig führte sie ihr Weg 1942 an die Ungarische Akademie der Bildenden Künste in Budapest, wo sie bis 1947 Kunstgeschichte, Malerei und Ästhetik studierte. In dieser Zeit wuchs ihr Interesse an der geometrisch-konstruktiven Abstraktion, noch während ihres Studiums erfolgte ihre ausschließliche Hinwendung zur ungegenständlichen und selbstbezüglichen Malerei. Nach ihrem Studium ermöglichte ihr ein Stipendium den kurzzeitigen Aufenthalt in Rom; im Anschluss ließ sie sich in Paris nieder. Ihr Frühwerk stand unter dem Einfluss der abstrakten Kunst von Paul Klee und Piet Mondrian, wies aber auch Spuren des russischen Konstruktivismus auf. Vera Molnar malte, collagierte und fotografierte, aber keines der ihr zur Verfügung stehenden Werkzeuge stellte ihre künstlerischen Ansprüche zufrieden. Sie suchte ihren eigenen Ausdruck in einer Zeit, in der mehr denn je alle künstlerische Tradition infrage gestellt wurde.
Die bildende Kunst als systematische Forschung
Vera Molnar begriff ihre künstlerische Arbeit als Forschung, sprach davon, ihre Forschungsserien systematisch verarbeiten zu wollen. Dafür stellte sie Regeln auf, die sie nur geringfügig variierte. Sie arbeitete zunächst nach der méthode imaginaire mit Quadraten, die mit Punkten gefüllt waren und entsprechend der von der Künstlerin postulierten Prämisse immer neu angeordnet wurden. Daraus erfolgte schließlich als nächster Schritt die machine imaginaire, für die sich Molnar einen Computer vorstellte, den sie mit einem selbsterdachten Programm fütterte, der in begrenztem Umfang alle möglichen Variationen einer bestimmten Formenreihe ausführte. Die Vorstellung wurde Realität, als Vera Molnar Ende der 1960er Jahre die Gelegenheit erhielt, mit einem echten Großrechner zu arbeiten, für den sie von 1974 bis 1976 gemeinsam mit ihrem Mann François Molnar das Programm MolnArt schrieb und das als Meilenstein der Computerkunst gilt. Im Computer fand sie das ersehnte Werkzeug, das es ihr ermöglichte, die von ihr gesuchten, nach ihren Worten »unvorstellbaren« Bilderwelten zu erschließen.
Erfolge und Ehrungen für einzigartige Verdienste
Vera Molnar gehörte 1960 zu den Gründungsmitgliedern der Groupe de Recherche d'Art Visuel (GRAV), zu deren wichtigsten Mitgliedern Francisco Sobrino, Julio Le Parc, Yvaral, Horacio Garcia Rossi, Joël Stein und François Morellet zählten. 1967 war sie an der Gründung der Gruppe Art et Informatique beteiligt. Von 1985 bis 1990 lehrte sie an der Pariser Sorbonne im Fachbereich Bildende Kunst und Kunstwissenschaft. Für ihre Pioniertaten auf dem Gebiet der Computerkunst erhielt Vera Molnar Preise und Auszeichnungen, so war sie im Jahr 2005 die erste Trägerin des d.velop digital art award und wurde 2012 zum Chevalier de l'ordre de la Légion d'honneur ernannt.
Vera Molnar lebt und arbeitet in Paris.
Vera Molnar - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: