Andreas Mühe

Andreas Mühe wurde am 26. November 1979 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) geboren. Er entstammt einer erfolgreichen Künstlerfamilie: Seine Mutter ist die Theaterintendantin Annegret Hahn (*1951), sein Vater war der Schauspieler Ulrich Mühe (1953–2007). Sein jüngerer Bruder ist der Künstler Konrad Mühe (*1982), seine Halbschwester die Schauspielerin Anna Maria Mühe (*1985), seine Stiefmütter waren die Schauspielerinnen Jenny Gröllmann (1947–2006) und Susanne Lothar (1960–2012). Im Alter von vier Jahren kam Andreas Mühe nach Ost-Berlin, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte. Mit sechzehn Jahren begann er eine Ausbildung zum Fotolaboranten bei PBS Berlin, im Anschluss arbeitete er als Assistent bei dem in Berlin und London ansässigen türkischen Fotografen Ali Kepenek (*1968) und bei dem Hamburger Fotografen Anatol Kotte (*1963). Seit 2001 ist Andreas Mühe als freier Fotograf in Berlin tätig.

Andreas Mühe fotografierte insbesondere zu Beginn seiner Laufbahn zahlreiche Porträts von Prominenten für die zu dieser Zeit im Aufschwung befindliche Magazinlandschaft. Neben Künstlern, Schauspielern und Musikern waren es vor allem Politiker, die ihren Weg vor Mühes Objektiv fanden. Seine Bilder der damals amtierenden Bundeskanzlerin Angela Merkel (*1954) fanden breite Resonanz und trugen maßgeblich zu seiner wachsenden Popularität bei. Die Zuschreibung »Kanzlerfotograf« wies der Künstler jedoch mit Nachdruck zurück. Andreas Mühe schuf hier nicht nur einfache Porträts, sondern begleitete die Kanzlerin auf mehreren Reisen und studierte, analysierte und dokumentierte dabei mit seiner Kamera ihr gesamtes Auftreten und Verhalten. Themen aus Politik und Zeitgeschichte wurden zu einem Mittelpunkt im künstlerischen Schaffen Mühes; für sein 2009 begonnenes Projekt Schreibtische fotografiert er die menschenleeren Arbeitsräume von Politikern wie Angela Merkel, Helmut Schmidt (1918–2015) und Konrad Adenauer (1876–1967). Durch geschickte Wahl des Ausschnitts und bewusste Lichtführung gelingt ihm mit diesen Bildern ein indirektes Porträt der Mächtigen, die diese Räume nutzen.

Andreas Mühe hat mit seiner unverkennbaren Bildsprache Publikum und Kritik für sich eingenommen. Der Fotograf und Sammler F. C. Gundlach (1926–2021) erkannte das große Talent Mühes früh und förderte ihn nach Kräften. Für seine eindrucksvollen und detailreichen Bilder verwendet Mühe eine Großbildkamera, deren schwierige und langwierige Handhabung die aufwendigen Kompositionen, die den Fotografien des Künstlers eigen sind, voraussetzen. Dabei gelingt es dem Fotografen immer wieder, trotz aller akribischen Arrangements den Eindruck einer geglückten Spontanaufnahme zu erzielen. Maßgeblich für die Komposition sind die architektonischen Gegebenheiten der Umgebung, nicht die dargestellten Figuren, weshalb diese oft klein und verloren anmuten. Aufgrund seiner oft kühlen, blaustichigen Kolorierung wird Andreas Mühes Werk in die Nähe des romantischen Malers Caspar David Friedrich (1774–1840) gerückt. Für seine Kunst erhielt Andreas Mühe Preise und Auszeichnungen, darunter 2010 den Hansel-Mieth-Preis, 2012 den Deutschen Reporterpreis und gleich mehrfach den LeadAward (2008, 2010, 2013, 2014, 2015).

Andreas Mühe lebt und arbeitet in Berlin.