Albert Müller

Albert Müller - Unter dem Einfluss von Cuno Amiet fand Müller zur Farbe

Albert Müller wurde am 29. November 1897 in Basel geboren. Von 1913 bis 1917 ging er bei dem Onkel des gefeierten Schweizer Glasmalers Otto Staiger in die Lehre, daneben besuchte er die allgemeine Gewerbeschule in seiner Geburtsstadt. Tiefen Eindruck hinterließ 1918 die Begegnung mit Cuno Amiet, der Albert Müller dazu bewog, sich mit leuchtenden Farbflächen von den dunklen Tönen der etablierten örtlichen Schweizer Kunstszene abzuheben. 1919 konnte er seine erste Ausstellung in der Kunsthalle Basel bespielen und wurde mit seinen Bildern einem größeren Publikum bekannt. 1920 ging Albert Müller nach Italien, blieb aber der Baseler Kunstszene weiter eng verbunden. In San Grimignano arbeitete er mit seinem Landsmann Niklaus Stoecklin zusammen. Über Coldrerio gelangte Müller im Winter 1922 nach Ligornetto, wo er den ebenfalls aus der Schweiz stammenden neoklassizistischen Maler und Bildhauer Carl Buckhardt kennenlernte und für dessen Bronzeplastik Der Tänzer Modell stand.

Die menschliche Figur beschäftigte den Künstler intensiv

Albert Müller zeigte sich fasziniert von den Entwicklungen der Schweizer Avantgarde, die er begierig aufsog und auf seine eigene Weise verarbeitete. Das Werk des dem Orphismus nahestehenden Malers Louis Moilliet, den er auf seinen Reisen persönlich kennenlernte, vermittelte ihm wertvolle Impulse, ebenso die Arbeiten des Norwegers Edvard Munch. Als wegweisend erwies sich die Begegnung mit dem deutschen Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner, mit dem Albert Müller eine enge Freundschaft verband. Beide Künstler pflegten einen intensiven brieflichen Austausch und Müller besuchte Kircher zwischen 1924 und 1926 häufig in dessen Atelier in Frauenkirche. Für Müller begann damit eine Zeit reger Produktivität: Neben zahlreichen Landschaftsbildern entstanden vor allem Arbeiten zur menschlichen Figur, für die Müller immer wieder die eigenen Familienmitglieder Modell standen. Um seinen Holzskulpturen einen intensiven Ausdruck zu verleihen, schnitzte sie der Künstler bewusst grob; in vielen Fällen versah er sie auch mit einer farbigen Bemalung.

Mit der Gruppe »Rot-Blau« Vorkämpfer der Avantgarde

Albert Müller engagierte sich leidenschaftlich für die Akzeptanz der Moderne in seiner Schweizer Heimat. Einen wichtigen Beitrag leistete er durch die Gründung der Künstlervereinigung »Rot-Blau«, die er in der Silvesternacht 1924 gemeinsam mit seinen Künstlerfreunden Hermann Scherer und Paul Camenisch auf den Weg brachte; später schloss sich noch Werner Neuhaus an. Allerdings kam es bereits während der ersten Ausstellung der jungen Gruppierung zum Bruch, weil sich Müller von Scherer benachteiligt fühlte. Von seinem Freund Kirchner bestärkt, trat er darum aus. Obwohl Albert Müller der Gruppe »Rot-Blau« nur für kurze Zeit angehörte, gilt die nach dem Vorbild der »Brücke« konstituierte Vereinigung als wichtiger Schritt für die Etablierung der Schweizer Avantgarde.

Albert Müller starb am 14. Dezember 1926 in Obino überraschend an Typhus. Wenige Wochen später verstarb auch seine Frau, so dass die beiden gemeinsamen Kinder, die Zwillinge Judith und Kaspar, als Waisen zurückblieben.