Otto Nagel

Otto Nagel - Politisches Engagement und künstlerische Begabung

Otto Nagel wurde am 27. September 1894 in Berlin-Wedding geboren. Für den Sohn des Tischlers und Sozialdemokraten Carl Nagel spielte die Kunst schon früh eine Rolle; sein Zeichentalent wurde schon während seiner Kindheit erkannt. Die auf den Rat des Karikaturisten und Architekten Bruno Paul hin begonnene Ausbildung zum Glasmaler musste Otto Nagel allerdings wegen seines Engagements für die Freie Sozialistische Arbeiterjugend vorzeitig beenden. 1912 wurde er SPD-Mitglied, arbeitete als Transportarbeiter und entwickelte seine künstlerischen Fertigkeiten als Autodidakt weiter. Nagel stand dem Spartakusbund nahe, trat in die USPD ein und verweigerte den Kriegsdienst, was ihm eine Internierung im Strafgefangenenlager Köln-Wahn einbrachte. Unter dem Einfluss der Expressionisten August Macke und Ludwig Meidner entstanden 1919 erste Pastell- und Ölbilder, mit denen er dann auch zum ersten Mal in der Öffentlichkeit Anerkennung fand. Dieser zaghafte Erfolg bestätigte Otto Nagel in seinem Entschluss, Künstler zu werden, wobei er sich mit seinen Porträts zunehmend vom Expressionismus zum Realismus entwickelte.

Ausstellungserfolge in Deutschland und Russland

Otto Nagels Entwicklung als Künstler war eng mit seinen politischen Aktivitäten verzahnt: Er trat 1920 in die KPD ein und initiierte gemeinsam mit dem Theaterregisseur Erwin Piscator die Künstlerhilfe innerhalb der Internationalen Arbeiterhilfe. 1923 begann Otto Nagel mit seinem ambitionierten Roman in Bildern von Berlin-Wedding, der unter anderem die Mehrtafelbilder Weddinger Kneipe (1926) und Weddinger Familie (1932) umfasste. 1924 schloss er sich dem kommunistischen Künstlerbund Rote Gruppe Berlin bei und organisierte die »Erste Allgemeine Deutsche Kunstausstellung« in Moskau, Leningrad und Saratow. 1927 setzte sich Otto Nagel für die Belange der »Gesellschaft der Freunde des neuen Russland« ein. Er pflegte enge Freundschaften mit Heinrich Zille und Käthe Kollwitz; für Letztere stellte er auch den Kontakt zu dem Verleger Willi Münzenberg her. Mit Zille und Kollwitz arbeitete er außerdem an dem Film Mutter Krausen's Fahrt ins Glück, der 1929 uraufgeführt wurde. Nagel stellte mit der Novembergruppe aus betreute von 1928 bis 1932 die Satirezeitschrift Eulenspiegel.

Von den Nazis verhaftet, in der DDR gefeiert

Otto Nagel wurde nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten als »entarteter Künstler« diffamiert und mehrmals in Haft genommen, was auch als Reaktion auf seinen öffentlichen Protest gegen die NS-Ideologie zu verstehen ist. Nach dem Krieg gehörte Nagel 1945 zu den Gründern des Kulturbundes. Durch die Zwangsvereinigung von SPD und KPD wurde er Mitglied der SED. Er fungierte als Präsident des »Verbandes Bildender Künstler Deutschlands« und der Deutschen Akademie der Künste. Für seine Kunst erhielt Otto Nagel Preise und Auszeichnungen, darunter 1950 den Nationalpreis der DDR, 1957 den Goethepreis der Stadt Berlin, 1964 den Vaterländischen Verdienstorden und 1967 den Käthe-Kollwitz-Preis. 1970 wurde er postum zum Ehrenbürger von Berlin ernannt. Der Maler Harald Metzkes war ein Meisterschüler Otto Nagels.

Otto Nagel starb am 12. Juli 1967 in Berlin-Biesdorf. Der Bildhauer Gerhard Thieme schuf sein Grabmal, das heute unter Denkmalschutz steht. In Ostdeutschland sind zahlreiche Straßen und Schulen nach ihm benannt.