Isamu Noguchi

Isamu Noguchi - Prägende Lehrjahre in Paris bei Constantin Brâncuși

Isamu Noguchi wurde am 17. November 1904 in Los Angeles geboren. Der Sohn des bedeutenden japanischen Dichters Noguchi Yonejirō und der amerikanischen Autorin Leonie Gilmour verbrachte seine Jugend in Japan, ging aber in für sein Kunststudium in die USA. Dort studierte er zunächst an der Columbia University, besuchte außerdem die Leonardo da Vinci Art School, gründete 1927 sein erstes eigenes Atelier und erhielt im selben Jahr das begehrte Guggenheim-Stipendium. Auf dieses hatte er sich mit Bezug auf seinen schreibenden Vater beworben: Dessen Dichtung galt als eine Vermittlung des Ostens für den Westen, und Isamu Noguchi beabsichtigte mit seiner Bildhauerei eine ähnliche Wirkung. Das auf zwei Jahre ausgelegte Stipendium ermöglichte ihm einen längeren Aufenthalt in Paris, wo er als Assistent des rumänisch-französischen Bildhauers Constantin Brâncuși viele wertvolle Erfahrungen sammeln konnte. Der dankbare Noguchi bekannte in der Rückschau, bei Brâncuși den Respekt vor dem Werkstoff und den richtigen Umgang mit dem Werkzeug gelernt zu haben.

Wanderer und Brückenbauer zwischen Ost und West

Isamu Noguchi kehrte 1929 mit Ablauf seines Stipendiums nach New York zurück. Noch im selben Jahr konnte der junge Künstler seine erste Einzelausstellung eröffnen – in der New Yorker Eugene Schoen Gallery. Wohl als Folge seiner Lehrzeit bei Constantin Brâncuși entwickelte Isamu Noguchi eine starke Vorliebe für absolute Formen, die sich in seinem Schaffen deutlich widerspiegelte. Sein Verständnis der Bildhauerei nahm spätere Aspekte der Land Art vorweg, indem er dem Raum eine umfassende Bedeutung beimaß, wovon zahlreiche öffentliche Plätze und Gärten eindrucksvoll Zeugnis ablegen. Isamu Noguchi, der große Brückenbauer, empfand als Scheidungskind lange eine große Zerrissenheit zwischen zwei Kulturen – ein Dilemma, das er nur in der Kunst lösen konnte. In seinen vielfältigen Werken brachte er die beiden Welten, denen er entstammte, unablässig einander näher. Der Wunsch nach Aussöhnung und Verständnis trieb ihn an und führte ihn auf Reisen. Nicht nur besuchte er verschiedene Stationen in Europa und sammelte wichtige Inspirationen; er besaß schließlich auch Ateliers in beiden Heimatländern, pendelte lange Jahre unablässig zwischen Japan und den USA hin und her – ein Umstand, der seiner Kunst deutlich anzumerken ist und viel zu ihrer faszinierenden Einzigartigkeit beiträgt.

Papierleuchten als Markenzeichen und Millionenseller

Isamu Noguchi beschränkte sich als weitgereister Weltbürger nicht auf die Bildhauerei, sondern setzte auch als Designer Maßstäbe: Große Begeisterung rief er mit seinen Akari-Leuchten aus Shoji-Papier hervor, in denen er geradezu Kultobjekte und eine künstlerische Versöhnung von Natur und Technik erblickte. 35 Jahre lang entwarf er jedes Jahr eine neue Papierleuchte. Zu dieser Arbeit hatten ihn ursprünglich die Bootslaternen japanischer Fischer inspiriert. Die unverwechselbaren Lampen Isamu Noguchis begeisterten ein Millionenpublikum. Auch betätigte er sich mit Erfolg als Bühnenbildner, zum Beispiel für die Choreografin Martha Graham. Für seine Kunst erhielt Isamu Noguchi Preise und Auszeichnungen, darunter 1986 den angesehenen Kyoto-Preis und 1987 die National Medal of Arts. Zweimal nahm er an der Documenta in Kassel teil, 1986 vertrat er außerdem die USA auf der Biennale in Venedig.

Isamu Noguchi starb am 30. Dezember 1988 in New York.