Waldemar Otto

Waldemar Otto - Über Berlin und Rom nach Worpswede

Waldemar Otto wurde am 30. März 1929 im schlesischen Petrikau (heute Piotrków Kujawski bzw. Piotrkowo in Polen) geboren. Als Sohn eines Pastors kam er schon in seiner Kindheit häufig mit biblischen Themen in Berührung und ließ diese auch später immer wieder in sein künstlerisches Werk einfließen. 1948 begann Waldemar Otto in der grauen Trümmerlandschaft des geteilten Nachkriegsberlin sein Studium der Bildhauerei an der Hochschule für bildende Künste. 1963 führte ihn ein Stipendium nach Indiana in den USA, später unternahm er noch mehrere Reisen nach Rom. 1973 erhielt Otto eine Professur an der Hochschule für Künste in Bremen, zu dieser Zeit verlegte er auch seinen Wohnsitz nach Worpswede, dem traditionsreichen Künstlerdorf, wo er zunächst in dem früheren Domizil von Heinrich Vogeler eine Unterkunft fand. Worpswede blieb seine lebenslange Heimat; später ließ sich Waldemar Otto dort ein eigenes Haus samt Atelier errichten.

Menschliche Gestalten ohne Glieder

Waldemar Otto schuf bereits 1961 seine ersten Torsi, die einen wesentlichen Teil seines Gesamtwerks ausmachten. Für Otto waren diese verstümmelten Körperrümpfe aus Bronze, Granit oder Holz bildnerische Darstellungen der menschlichen Verletzlichkeit, des Verlusts der Unversehrtheit und Vollständigkeit. Während bei den späteren Torsi die fehlenden Glieder durch sanfte Schnitte angezeigt werden, erwecken die frühen Werke durch ihre rauen Flächen den Eindruck, als habe der Künstler die Arme und Beine mit roher Gewalt vom Körper gerissen. Später bezog Otto räumliche Elemente wie Gitter, Kästen oder Wände in seine Arbeit mit ein und ließ seine klobigen Gestalten in Auseinandersetzung mit ihnen treten. Die Kunst Ottos blieb damit gegenständlich, gewann aber ein weiteres erzählerisches Element hinzu. Die oft arm-, bein- und kopflosen Figuren Waldemar Ottos wirken sonderbar deformiert und passen nicht zu ihrer Umwelt; die Räume, die ihnen die Gesellschaft anbietet, sind ihnen zu eng und zu klein.

Figurative Kunst im öffentlichen Raum

Waldemar Otto fand mit seiner Kunst auch immer wieder den Weg in den öffentlichen Raum, vor allem in seiner Wahlheimat Worpswede und in Bremen. Insbesondere Brunnen schuf Otto gern und häufig: In Osterholz-Scharmbeck finanzierten über 400 Spender einen Brunnen mit einer Skulptur des heiligen Christophorus, in Worpswede musste sich der bronzene Weingott Bacchus als Brunnenfigur mit Wasser zufriedengeben, erhielt zum Ausgleich aber eine üppige Bacchantin zur Seite gestellt, und in Bremen wachte der Meeresgott Neptun mit seinen Rössern über den Wasserfluss. Neben Heiligen und Göttern machte Otto auch die einfachen Schichten zum Thema seiner Kunst, so setzte er zum Beispiel Gröpelinger Werftarbeitern ein Denkmal. Angst vor Vandalismus kannte der Künstler nicht, nach Waldemar Ottos Auffassung schütze ein wirklich hart erarbeitetes Kunstwerk sich selbst. 1987 gründete er die Bremer Bildhauerschule, die zahlreiche Studenten nach Bremen lockte. Für sein Werk erhielt Waldemar Otto Preise und Auszeichnungen, darunter schon im Alter von 28 Jahren den Preis der Großen Berliner Kunstausstellung.

Waldemar Otto starb nach schwerer Krankheit am 8. Mai 2020 in Worpswede.