Abel Pann (Abba Pfeffermann)

Abel Pann wurde 1883 als Abba Pfefferman wahrscheinlich in Kreslawka im Kaiserreich Russland (heute Belarus) geboren, manche Quellen nennen auch Lettland als Geburtsort des Künstlers, der seinen ersten Unterricht im Zeichnen drei Monate lang bei Jehuda Pen in Wizebsk erhielt. Der jüdisch-litauische Maler Pen hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts die erste Kunstakademie Weißrusslands gegründet und gilt als eine Schlüsselfigur der Jüdischen Renaissance in der belarussischen Kunst; zu seinen Schülern zählte neben Abel Pann auch Marc Chagall. Im Anschluss an diese frühe Unterweisung wanderte Abel Pann als Schildermaler durch Polen und Russland, ehe er 1898 Aufnahme an der Kunstakademie von Odessa fand (heute in der Ukraine). 1903 musste er in Chișinău in Bessarabien das Pogrom gegen die Juden mitansehen, was ihn stark prägte und tiefe Spuren in seiner Kunst hinterließ: Die Geschichte des Judentums wurde zu einem wichtigen Sujet im künstlerischen Schaffen Abel Panns, der noch im selben Jahr nach Paris weiterzog.

Abel Pann mietete sich in Paris ein Zimmer in dem bis heute existierenden Haus La Ruche, in dem auch andere jüdische Künstler wie Marc Chagall, Amadeo Modigliani und Chaim Soutine wohnten. An der Académie Julian war er einer der letzten Studenten von William Adolphe Bouguerau, der bereits 1870 vom Akademiegründer Rodolphe Julian persönlich als Dozent verpflichtet worden war. 1912 besuchte Boris Schatz, Gründer und Leiter der Jerusalemer Bezalel Academy of Arts and Design, Abel Pann in Paris und lud ihn ein, in Jerusalem zu arbeiten. Jerusalem übte eine große Faszination auf den Künstler aus, der beschloss, sich dort lebenslang niederzulassen. Während Schatz in die USA reiste, um dort Spenden zu sammeln, übernahm Pann die Leitung der Malereiabteilung. Als er nach Europa zurückkehrte, um dort seine Angelegenheiten zu regeln, verhinderte der Erste Weltkrieg den geplanten dauerhaften Umzug in das britische Mandatsgebiet Palästina. Er unterstützte mit Plakaten die französischen Kriegsanstrengungen und schuf einige seiner bedeutendsten Bilder, die das Leid der jüdischen Gemeinden während der dunklen Kriegsjahre auf schockierende Weise zeigten.

Abel Pann konnte 1920 endlich nach Jerusalem zurückkehren und einen Lehrauftrag an der Bezalel-Akademie antreten. Aus Wien hatte er sich seine Ehefrau Esther Nussbaum und eine lithografische Presse mitgebracht, mit der er eine umfangreiche Reihe von Lithografien biblischer Szenen begann, die für eine große illustrierte Bibel gedacht waren. Sein Interesse an biblischen Motiven teilte er mit zeitgenössischen jüdischen Künstlern wie Ze'ev Raban und Ephraim Moses Lilien, alle drei schöpften Inspiration aus Symbolismus und Jugendstil. 1924 verließ er die Akademie, um sich ganz seiner Kunst zu widmen: Abel Pann wünschte sich eine lebendige Darstellung der biblischen Charaktere mit all ihren Emotionen und Leidenschaften. Seine Bilder sind im Stil des Orientalismus gehalten und weisen eine große Vertrautheit mit europäischen Malern biblischer Szenen auf, darunter Rembrandt und James Tissot. Seine angestrebte Bibelausgabe konnte er aufgrund des Zweiten Weltkriegs und des Israelischen Unabhängigkeitskrieges nicht fertigstellen.

Abel Pann starb 1963 in Jerusalem.