Bruno Paul

Bruno Paul - Studium in Dresden und München, erste Lorbeeren als Karikaturist

Bruno Paul wurde am 19. Januar 1874 im sächsischen Seifhennersdorf geboren. Schon während seiner Schulzeit verspürte er das Bedürfnis, sich künstlerisch zu betätigen, doch folgte er nach bestandenem Abitur dem Wunsch seines Vaters und besuchte das Friedrichstädter Lehrerseminar in Dresden. Als es dem begabten Jungen endlich gelungen war, den Vater von seiner Berufung zu überzeugen, durfte er von 1892 bis 1894 an der Dresdner Kunstakademie Malerei studieren. Im Anschluss zog es ihn in die bayerische Landeshauptstadt München, wo er seine ersten künstlerischen Gehversuche mit mehreren Karikaturen für die Zeitschriften Jugend und Simplicissimus unternahm. Bei letztgenannter Zeitschrift gehörten Eduard Thöny und Wilhelm Schulz zu seinen Kollegen; beide hatte er zuvor an der Akademie der Bildenden Künste in München in der Klasse von Paul Hoecker kennengelernt. 1897 gründete Paul gemeinsam mit Hermann Obrist, Bernhard Pankok und Richard Riemerschmid eine Kunstwerkstatt, in der er Möbel und Raumausstattungen entwarf. Seine Tätigkeit als Karikaturist behielt er einstweilen zusätzlich bei, bis ihn Kaiser Wilhelm II. 1907 als Professor nach Berlin berief.

Große Design-Erfolge trotz des Konflikts mit den Nationalsozialisten

Bruno Paul, der bei seiner Ernennung zum Professor auf ein stolzes Werk von nahezu 500 teils äußerst bissige politische Karikaturen zurückblicken konnte, war klug genug, seinen gesellschaftlichen Aufstieg nicht durch weitere Provokationen zu gefährden, veröffentlichte seine letzten noch ausstehenden Zeichnungen unter dem Pseudonym Ernst Kellermann und stellte das Karikieren danach ein. Als aber die Nationalsozialisten die Macht ergriffen, besann er sich auf alte Tugenden und kam der drohenden Entlassung durch eine freiwillige Niederlegung seines Amtes zuvor. Als Mitglied der Reichskammer der Bildenden Künste konnte er jedoch weiterhin als Architekt und Designer arbeiten. Für Karl Schmidt-Hellerau entwarf er das Möbelprogramm Die wachsende Wohnung, das dieser auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg bis Ende der 1950er Jahre produzieren ließ. Zwar wurde Bruno Paul 1937 aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen, doch schätzte Hitler den Künstler persönlich sehr und setzte ihn auf seine Gottbegnadeten-Liste der bedeutendsten Architekten, wodurch Paul der Kriegsdienst erspart blieb.

Eine glanzvolle und prämierte Karriere als Architekt und Designer

Bruno Paul arbeitete nach dem Krieg weiter in Frankfurt am Main, Hanau und Düsseldorf, vorwiegend im Brückenbau. Trotz seiner anfänglichen Lorbeeren als Karikaturist gelangen Bruno Paul als Architekt und Designer die wichtigsten Erfolge: 1928 baute er das erste Büro-Hochhaus Berlins, das zwölfstöckige Kathreiner-Gebäude, das heute unter Denkmalschutz steht. Er gehörte zu den Unterstützern des Bauhauses, konnte seine Möbel 1904 auf der Weltausstellung in St. Louis präsentieren und besorgte für die Norddeutsche Lloyd in Zusammenarbeit mit seinem alten Weggefährten Richard Riemerschmid sowie den Designern Joseph Maria Olbrich und Johann Georg Poppe die Innenausstattung des ambitionierten Transatlantikliners Kronprinzessin Cäcilie. Selbst in den USA schätzte man die Fähigkeiten von Bruno Paul: 1925 hatte er das Kaufhaus Macy's in New York errichtet. Für seine Arbeit als Architekt und Designer erhielt Bruno Paul Preise und Auszeichnungen, zu seinem 80. Geburtstag wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Bruno Paul starb am 17. August 1968 in Berlin. Kurz zuvor hatte der Künstler – bereits über 90 Jahre alt – noch einen Umzug nach München erwogen, weil er sich dort mehr Leben versprach.