Charlotte Perriand

Mit Esprit und Mut überzeugte Charlotte Perriand selbst Le Corbusier

Charlotte Perriand wurde am 24. Oktober 1903 in Paris geboren. Von 1921 bis 1925 studierte sie vier Jahre lang Innenarchitektur an der Pariser Kunstgewerbeschule Union Centrale des Arts Décoratifs; neben dem Leiter der Schule, dem Innenarchitekten, Maler und Designer Henri Rapin, gehörte auch Maurice Dufrène zu ihren Lehrern. Das traditionelle Kunstgewerbe vermochte sie aber nicht über das Ende ihres Studiums hinaus zu fesseln; stattdessen begann Charlotte Perriand damit, Möbel in ganz eigenem Stil zu entwerfen. Ihre Bewerbung bei dem schweizerisch-französischen Star-Architekten Le Corbusier fand zwar nicht auf Anhieb den gewünschten Anklang, doch konnte sie sich mit ihrer Bar sous le toit, der Bar unterm Dach aus eloxiertem Aluminium und vernickeltem Kupfer so viel positive Aufmerksamkeit auf sich ziehen, dass es 1927 schließlich doch zu der ersehnten Beschäftigung im Atelier des streitbaren und eigenwilligen Planers und Designers kam – da war die mutige junge Frau gerade einmal 24 Jahre alt.

Wegweisende Designentwürfe, zunehmendes politisches Engagement

Charlotte Perriand kümmerte sich hauptsächlich um die Herstellung von Prototypen und die öffentliche Vorstellung der in Le Corbusiers Studio entwickelten Entwürfe. Gemeinsam mit dem Schweizer Architekten Pierre Jeanneret entwickelte sie eine ganze Reihe von Stahlrohrmöbeln, die bis heute als starkes Symbol des Maschinenzeitalters verstanden werden. Ein ganzes Jahrzehnt arbeitete Perriand für Le Corbusier und zeichnete während dieser Zeit für den Hauptteil der dort entstandenen Möbeldesigns verantwortlich. Wiederholt wurden Entwürfe Perriands mit großem Erfolg auf dem Salon d'Automne ausgestellt. Für Le Corbusier verkörperte sie eine unverzichtbare Größe in seinem ehrgeizigen Reformationsprojekt, und viele Beobachter vertraten die Ansicht, Charlotte Perriand füge dem kühlen Rationalismus des Meisters eine wohltuende menschliche Komponente hinzu. Neben ihrer erfolgreichen Tätigkeit als Designerin interessierte sich Perriand auch für die Fotografie und engagierte sich politisch, wurde Mitglied in der Kommunistischen Partei Frankreichs, die sie aus Protest gegen den Hitler-Stalin-Pakt wieder verließ.

Fruchtbarer Aufenthalt in Japan und Vietnam, internationale Erfolge

Charlotte Perriand eröffnete 1940 gemeinsam mit ihren Designerkollegen Georges Blanchon und Jean Prouvé ein eigenes Architekturbüro, das sich der Produktion von Fertighäusern aus Aluminium verschrieben hatte. Im selben Jahr folgte Charlotte Perriand einer Einladung des japanischen Handelsministeriums und nahm als Beraterin maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des Industriedesigns in Japan. Aber auch die Künstlerin selbst profitierte von der Zusammenarbeit mit ihrem Assistenten Sori Yanagi und übernahm viele östliche Einflüsse für ihre eigenen Entwürfe. Nach Japans Eintritt in den Zweiten Weltkrieg saß Perriand vier Jahre in Vietnam fest und nutzte diese Zeit, um die dortigen Holzarbeit- und Webtechniken zu erlernen. Zurück in Paris erhielt sie zahlreiche Aufträge der öffentlichen Hand und von bedeutenden Unternehmen nationalen und ausländischen Ursprungs. Mit ihren originellen Ideen bediente Perriand einerseits das exklusive Luxusbedürfnis der wohlhabenden Schicht, verlor dabei aber auch die Verhältnisse der weniger Begüterten nie aus den Augen, für die sie zahlreiche Verbesserungen der Wohnverhältnisse anstrebte und verwirklichte.

Charlotte Perriand starb am 27. Oktober 1999 in ihrer Geburts- und Heimatstadt Paris.