Leo Putz war eine Tiroler Frohnatur, der über ebenso viel Charme wie Maltalent verfügte und damit zu einer festen Größe der Gesellschaft wurde. Mit Schaffenskraft und Lebensfreude meisterte er Höhen und Tiefen seines bewegten Lebens und zeigte sich stets offen für das Neue, das seine Kunst bereicherte und zu einem vielfältigen künstlerischen Vermächtnis führte.
(...) WeiterlesenLeo Putz - Studium in München und Paris, Gründung der Scholle
Leo Putz wurde am 18. Juni 1869 in Meran geboren, damals noch Teil der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Gegen den Willen seines Vaters, des Meraner Bürgermeisters Franz Seraphin Karl Putz, besuchte er mit 16 Jahren die Münchner Kunstakademie, wo sein Stiefbruder, Professor Robert Poetzelberger, ihn in den grundlegenden Maltechniken unterwies. Im Jahr 1888 wechselte er in die Klasse von Gabriel von Hackl, der großen Wert auf eine naturgetreue Wiedergabe legte. Inzwischen hatte auch Vater Putz eingesehen, dass Sohn Leo zum Maler berufen war und billigte den Besuch der Académie Julian in Paris. Hier unterrichteten William Adolphe Bouguereau und Jean-Joseph Benjamin-Constant den 21-jährigen Leo Putz. Nach zwischenzeitlichem Militärdienst kehrte Putz nach München zurück und beschloss seine Ausbildung in der Malklasse von Paul Hoecker, der stark an der Moderne ausgerichtet war und auf die individuelle Entwicklung seiner Schüler Wert legte. Gemeinsam mit anderen Hoecker-Schülern, darunter Adolf Münzer, Erich Erler und Walter Georgi, gründete Leo Putz 1899 die Künstlervereinigung Die Scholle.
Gefeierter Impressionist, Professor und Chiemseemaler
Leo Putz veröffentlichte zahlreiche seiner frühen Werke zuerst in dem Wochenblatt Jugend, an dem er engagiert mitarbeitete. Gleichzeitig betätigte er sich als Gebrauchsgrafiker, um seinen Unterhalt zu finanzieren. Prägend für seine Arbeiten dieser Zeit war vor allem der Jugendstil, so bei den von ihm entworfenen Werbeplakaten für die Moderne Galerie in München. Mit der Jahrhundertwende kam der stetig wachsende Erfolg für Leo Putz, der sich nun ganz dem Impressionismus zuwandte und damit zahlreiche Preise und Medaillen gewann. Auch konnte er seine Bilder an renommierte Häuser wie die Königliche Pinakothek München und die Staatsgalerie Dresden verkaufen. 1909 erwarb er die bayerische Staatsangehörigkeit und wurde zum Professor ernannt. Mit seinen Schülern Edward Cucuel und Hans Roth verbrachte er die Sommermonate gern im Chiemgau bei Schloss Hartmannsberg, wo er sich der Plein-air-Malerei widmete. Besonders gern malte er schöne Frauen, gerne nackt und im Freien, beim Baden oder in der Sonne liegend. Sein bevorzugtes Modell, die Landschaftsmalerin Frieda Blell, heiratete er 1913. 1915 wurde der gemeinsame Sohn Helmut geboren. Um für seine junge Familie ein Haus bauen zu können, tauschte der umtriebige Maler fleißig seine Bilder gegen Baustoffe.
Inspirierende Südamerikareise, Exil in der alten Heimat
1929 brach Leo Putz mit seiner Familie zu einer mehrjährigen Südamerikareise auf. Lúcio Costa holte ihn als Professor an die Kunstakademie von Rio de Janeiro. In dieser Eigenschaft dozierte er über die Besonderheiten der Bildkomposition und zählte den später sehr bekannten Landschaftsarchitekten Roberto Burle Marx zu seinen Schülern. Auf der Reise entstanden zahlreiche Werke, die der Maler 1935 in München im Rahmen einer großen Ausstellung präsentierte. Als die Nationalsozialisten die Macht ergriffen, zeigte Leo Putz große Entschlossenheit und leistete öffentlich Widerstand. Das führte zu mehreren Vernehmungen durch die Geheime Staatspolizei sowie die Klassifizierung seiner Kunst als »entartet«. Putz musste mit seiner Familie in seine alte Heimat Meran in Italien fliehen, in Deutschland wurde er mit einem Berufsverbot belegt. In seinen letzten Jahren malte er vor allem die Schlösser, Burgen und Landschaften seines Südtiroler Exils.
Leo Putz starb am 21. Juli 1940 in seiner Geburtsstadt Meran nach einer Operation. In Deutschland und Italien wurde sein Ableben verschwiegen, die Beisetzung fand in aller Stille auf dem Gautinger Friedhof statt.
Leo Putz - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: