Timm Rautert war als Fotograf zuerst Amateur
Timm Rautert wurde am 13. September 1941 in Tuchel (heute Tuchola in Polen, damals eine Stadt im Reichsgau Danzig-Westpreußen) geboren. Sein Vater, ein Zahnarzt, fiel im Zweiten Weltkrieg; die Familie floh nach Fulda, wo Timm Rautert ab 1957 ein katholisches Internat besuchte und Anschluss an den Künstlerkreis um Franz Erhard Walther (*1939) fand. Von Verwandten aus dem Osten erhielt er seine erste Kamera, eine Exakta, geschenkt, die ihn zu ersten amateurfotografischen Versuchen anregte. Später tauschte er dieses Modell gegen eine zweiäugige Spiegelreflex ein, dachte aber noch nicht an eine professionelle Fotografenkarriere, sondern absolvierte stattdessen eine Lehre zum Schaufenstergestalter und Plakatmaler.
Fotografie-Studium bei Otto Steinert in Essen
Timm Rautert besuchte 1965 die von Oskar Kokoschka (1886–1980) gegründete Sommerakademie in Salzburg und 1966 schrieb er sich an der Folkwang Universität der Künste ein, wo er bis 1971 bei Otto Steinert (1915–1978) Fotografie studierte. Während des Studiums unternahm Timm Rautert auch Studienreisen in die Tschechoslowakei, nach Japan und in die USA. In New York traf er Franz Erhard Walther wieder, bei dem er eine Zeit lang wohnte, und begegnete auch Andy Warhol (1928–1987) und Walter De Maria (1935–2013). Das Verhältnis zu seinem Lehrer Steinert war nicht frei von Spannungen, so drohte der autoritäre Lehrer dem eigenwilligen Schüler einmal mit der Exmatrikulation – was Rautert durch einige Sonderschichten während der Semesterferien abzuwenden wusste. Die Widerstände, die Rautert während seines Studiums überwinden musste, bezeichnete er im Nachhinein aber als wichtige und wertvolle Erfahrung. Das Studium beschloss er mit dem besten Diplom seines Jahrgangs.
Anerkennung als Fotograf und Bildjournalist
Timm Rautert wurde 1970 in die Gesellschaft Deutscher Lichtbildner berufen und 1973 in die Deutsche Gesellschaft für Photographie. In den 1970er und 1980er Jahren arbeitete er vorwiegend als Fotojournalist, beim ZEITmagazin kam es zu einer engen Zusammenarbeit mit Michael Holzach (1947–1983), Rauterts Bilder erschienen aber auch in den Magazinen Geo und Merian. Eine wichtige Motivation für diese Arbeiten zog der Künstler aus der Überzeugung, dass er mit diesen Veröffentlichungen in auflagenstarken Zeitschriften die Menschen in großer Zahl erreichen konnte. Zahlreiche Aufträge erhielt Rautert aber auch aus Wirtschaft und Industrie, darunter BMW und Lufthansa. Es entstanden auch fotografische Dokumentationen über die Berliner Philharmoniker sowie eine Vielzahl an Künstlerporträts, darunter Gerhard Richter, Joseph Beuys und Otl Aicher.
Die Fotografie als Fenster zum wahren Leben
Timm Rautert war über seine Malerfreunde frühzeitig mit der Abstraktion in Kontakt gekommen, sah aber in der Übernahme abstrakter Prinzipien für die Fotografie keinen Sinn. Stattdessen wählte er konkrete Motive und wollte mit seinen Bildern den Menschen die Möglichkeit geben, einander beim Leben zuzuschauen. Für seine Kunst erhielt Timm Rautert Preise und Auszeichnungen, darunter 1971 der Folkwang-Preis für Fotografie und 2008 der Lovis-Corinth-Preis. Von 1993 bis 2007 lehrte er an der Hochschule für Grafik- und Buchkunst in Leipzig.
Timm Rautert lebt und arbeitet in Berlin und Essen.
Timm Rautert - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: