Mimmo Rotella - Experimente mit der geometrischen Abstraktion
Mimmo Rotella wurde am 7. Oktober 1918 als Domenico Rotella in Cantanzaro geboren. Er besuchte die Accademia di Belle Arti in Neapel, zog aber 1941 nach Rom, weil er eine Anstellung als Zeichner im Ministerium für Post und Telekommunikation gefunden hatte. Die Einberufung zum Militärdienst unterbrach sein Studium, das er erst nach seiner Entlassung 1944 abschloss. Zwischen 1944 und 1945 erteilte er in seiner Heimatstadt Cantanzaro auch selbst Unterricht im Zeichnen und in der Kalligrafie. 1945 kehrte Mimmo Rotella nach Rom zurück, wo er mit den marxistischen italienischen Avantgarde-Künstlern der Gruppo Forma 1 (Carla Accardi, Achille Perilli, Ugo Attardi, Piero Dorazio, Giulio Turcato, Pietro Consagra, Antonio Sanfilippo und Mino Guerrini) in Kontakt kam. Aus seinen figurativen und experimentellen Anfängen fand Mimmo Rotella zur geometrischen Abstraktion, wobei er sich von Piet Mondrian und Wassily Kandinsky inspirieren ließ. Schließlich entwickelte er seine eigene alternative Ausdrucksform, die er mit der selbsterdachten Wortschöpfung »epostaltici« beschrieb: phonetische Gedichte, eine Kombination aus Wörtern, Klängen und onomatopoetischen Schleifen.
Zahlreiche internationale Ausstellungserfolge
Mimmo Rotella konnte 1951 in der Galeria Chiurazzi in Rom seine erste Einzelausstellung bespielen und erstmals am Salon des Nouvelles Réalités in Paris teilnehmen; im selben Jahr ermöglichte ihm ein Stipendium der Fulbright Foundation die Reise in die USA und ein Studium an der Universität von Kansas City, wo seine experimentelle phonetische Poesie großen Anklang fand und er sich mit der Kunst von Robert Rauschenberg, Yves Klein, Jackson Pollock und Cy Twombly auseinandersetzte. 1961 folgte er der Einladung von Pierre Restany und trat der Gruppe Nouvelle Réalisme bei, bis 1964 hatte er auch seinen Wohnort in Paris, dann zog er nach Mailand, wo er bis zu seinem Tod lebte. Weitere Reisen führten Mimmo Rotella nach Kuba, wo er an der Universität von Havanna ausstellen konnte, sowie nach Mexiko und Los Angeles. 1986 lud ihn der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) nach Berlin ein.
Innovative Collagen aus abgerissenen Plakatfetzen
Mimmo Rotella entwickelte bereits zu Beginn der 1950er Jahre eine große Faszination für abgerissene Plakate, die er auf Leinwände klebte und übermalte oder ergänzte. Mit diesen Doppelten Decollagen knüpfte er an die Tradition des Kubismus wie auch des Künstlers Kurt Schwitters an, wenngleich seine Art der Verwendung dieses Mediums als schöpferische Eigenleistung angesehen werden kann und andere Künstler wie François Dufrêne und Raymond Hains inspirierte. Waren es am Anfang Fetzen von Werbeplakaten, die er auf seine Leinwände verteilte, ging er später dazu über, Gesichter aus Filmplakaten auszuschneiden und schuf so die Serie Cinecittà, wobei Marilyn Monroe sein besonderes Interesse galt. Dann entwickelte Rotella ein Verfahren, das er Mec-Art nannte und bei dem er Negativbilder auf eine mit Emulsion beschichte Leinwand projizierte. Er nahm mit seinen Werken mehrmals an der Biennale in Venedig teil und bespielte die großen Galerien und Museen der Welt. Im Jahr 2000 wurde die Foundazione Mimmo Rotella gegründet; sie soll einerseits das Werk ihres Namensgebers bewahren und andererseits zeitgenössische Kunst fördern.
Mimmo Rotella starb am 9. Januar 2006 in Mailand.
Mimmo Rotella - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: