Walter Schels gilt als einer der profiliertesten Porträtfotografen seiner Generation. Für den deutschen Künstler steht die Beziehung von Fotograf und Gegenüber im Mittelpunkt, seine Bilder zeichnen Gesichter als raue Landschaften voll unerwarteter Details und faszinieren mit einer einzigartigen Ästhetik.
(...) WeiterlesenWalter Schels wollte erst Modefotograf werden
Walter Schels, geboren 1936 in Landshut als jüngstes von sechs Kindern, nennt als prägende Einflüsse seiner Kindheit neben seinen Eltern auch die katholische Kirche und Adolf Hitler. Die Kriegs- und frühen Nachkriegsjahre waren geprägt von Entbehrungen; der Vater lieferte Mehlsäcke aus, die Mutter kümmerte sich um den Haushalt, kochte, putzte und umsorgte die Kinder. Walter Schels besuchte die Volksschule und absolvierte mit 14 Jahren eine Lehre zum Schaufensterdekorateur in einem Modehaus. Diese Tätigkeit bereitete ihm Freude und öffnete eine Tür zur Welt: Mit 21 Jahren dekorierte er Schaufenster in Barcelona, später in Genf und schließlich sogar in Kanada. Weil er das Drapieren der Kleidungsstücke gut beherrschte und eine Neigung zur Fotografie besaß – seine erste Kamera hatte er sich bereits als Lehrling in Landshut gekauft –, fasste Walter Schels den Entschluss, Modefotograf zu werden. Das war ein Wagnis, denn noch galt die Fotografie nicht als Kunst, und er selbst sah sich zunächst auch nicht als Künstler.
Einzigartiger fotografischer Blick auf den Menschen
Walter Schels ging 1966 mit über 30 Jahren nach New York, arbeitete dort als Assistent bei einem Modefotografen und sammelte wertvolle Erfahrungen. 1970 kehrte er nach Deutschland zurück und eröffnete in München sein eigenes Fotoatelier. Bald bekam er Aufträge aus der Werbung, fotografierte für diverse Zeitschriften und Magazine und ging außerdem eigenen künstlerischen Projekten nach. Walter Schels betrachtet die zahlreichen Auftragsarbeiten für Brigitte, Geo, den Playboy und das ZEIT-Magazin als Grundlage seiner künstlerischen Karriere, weil sie ihm die finanzielle Sicherheit boten, die er brauchte, um seine Ideen verwirklichen zu können. Ein frühes Herzensprojekt, das auch in der Öffentlichkeit großen Anklang fand, waren die 1974 begonnenen Bildreportagen über Geburten, die in der Zeitschrift Eltern erschienen. Die Porträts der nur wenige Augenblicke alten Kinder markierten für Walter Schels den Beginn einer lebenslangen Beschäftigung mit Gesichtern. Die Frage nach der Identität und den Möglichkeiten des Menschen bestimmten die künstlerische Arbeit des Fotografen ein Leben lang.
Faszinierende Bilderserien und Langzeitstudien
Walter Schels beeindruckte vor allem mit seinen konzeptionell faszinierenden und handwerklich eindrucksvoll ausgeführten Bilderserien. Mit seiner Partnerin, der Journalistin Beate Lakotta (*1965) schuf er die Serie Noch mal leben vor dem Tod, für die er Hospizpatienten kurz vor und nach ihrem Tod fotografierte. Er porträtierte außerdem die Künstler Andy Warhol (1928–1987) und Joseph Beuys (1921–1986), Angela Merkel und den Dalai Lama sowie Leonard Bernstein, Tiere und Blumen. Mit seinem jüngsten Projekt trans*, das junge Transgender im Verlauf Entwicklung zeigt, bewegt er sich ganz auf der Höhe der Zeit.
Walter Schels lebt und arbeitet in Hamburg-Eimsbüttel, wo er sich eine ganze Fabriketage als Atelier samt Dunkelkammer eingerichtet hat. Er ist Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg und gehört dem Bund Freischaffender Fotodesigner an.
Walter Schels - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: