Egon Schiele

Egon Schiele - Früher Tod des Vaters, Studium bei Christian Griepenkerl

Egon Schiele wurde am 12. Juni 1890 in Tulln an der Donau geboren. Der einzige Sohn des Tullner Stationsvorstehers Adolf Schiele verbrachte seine Kindheit mit zwei älteren und einer jüngeren Schwester in der Dienstwohnung im Tullner Bahnhof. Das Interesse an der Schule war begrenzt, die Leistungen entsprechend mäßig. Begeistert zeigte sich Egon Schiele hingegen schon früh von der bildenden Kunst; er zeichnete, wann immer er konnte, wobei ihm seine jüngste Schwester Gertrude häufig Modell stand. Der unzeitige Tod des Vaters an Syphilis brachte Egon Schiele unter die Vormundschaft seines Onkels Leopold Czihaczek. Aufgrund seiner anhaltenden schulischen Misserfolge und des immer stärker zutage tretenden künstlerischen Talents setzten sich der Künstler Max Kahrer und der Lehrer Ludwig Karl Strauch dafür ein, dass Schiele die Akademie der bildenden Künste in Wien besuchen durfte. Nach heftigen Auseinandersetzungen mit seinem konservativ gesinnten Onkel, dem der Berufswunsch Zeichner und Maler kaum statthaft schien, durfte der junge Künstler schließlich in Wien die Malklasse von Christian Griepenkerl besuchen.

Förderung durch Gustav Klimt, Beziehung mit Wally Neuzil

Egon Schiele tat sich schwer mit den starren Strukturen an der Akademie und schloss sich bald mit einigen geistesverwandten Kommilitonen zur Wiener Neukunstgruppe zusammen. Als äußerst bedeutsam erwies sich der Kontakt mit Gustav Klimt, der ihm als väterlicher Freund und Förderer begegnete. Es waren dann auch frühe Werke im Stil Klimts, die Egon Schiele die ersten Erfolge als Maler einbrachten. Der Kunstkritiker Arthur Roessler wurde auf den jungen Künstler aufmerksam und vermittelte Schiele wichtige Bekanntschaften, so die des vermögenden Industriellen und Kunstsammlers Carl Reininghaus, dessen Aufträge für finanzielle Sicherheit sorgten. Der Austausch mit Max Oppenheimer bewirkte eine stilistische Weiterentwicklung weg vom bisher vertretenen dekorativen Jugendstil. In Neulengbach geriet der Künstler mit der Öffentlichkeit aneinander, die Anstoß nahm an seinem zwanglosen Zusammenleben mit Wally Neuzil, die ihm in freier Natur nackt Modell stand. Die Vorwürfe gipfelten in einer Anklage wegen Entführung und Missbrauch einer Minderjährigen. Nach dreiwöchiger Untersuchungshaft wurde der Künstler schließlich freigesprochen. Das berühmte Bild Tod und Mädchen zeigt Egon Schiele und Wally Neuzil.

Große malerische Erfolge, früher Tod durch die Spanische Grippe

Egon Schiele verdankte es vor allem Gustav Klimt, dass er nach diesen rufschädigenden Ereignissen wieder Aufnahme im Wiener Kunstbetrieb fand. Der Industrielle August Lederer wurde zu einem seiner bedeutendsten Sammler. Einige Male übte sich Schiele als Autor, veröffentlichte literarische und theoretische Texte in der linksgerichteten Berliner Zeitschrift Die Aktion. Privat brachte ihm die Hochzeit mit Edith Harms den Bruch mit seiner langjährigen Geliebten Wally Neuzil, da beide Frauen ein vom Künstler angestrebtes Dreiecksverhältnis abgelehnt hatten. Während des Ersten Weltkriegs tat Schiele als Kriegsmaler Dienst, war gemeinsam mit Albert Paris Gütersloh für die Gestaltung der Kriegsausstellung 1917 im Wiener Prater verantwortlich. Nach dem Tod von Gustav Klimt trat er dessen Nachfolge an und stieg endgültig in die Spitze der Wiener Kunstszene auf.

Egon Schiele starb am 31. Oktober 1918 in Wien. Wie seine schwangere Frau Edith wenige Tage zuvor erlag er der verheerenden Spanischen Grippe.