Annette Schröter

Annette Schröter wurde am 23. April 1956 als Annette Mückel in Meißen geboren. Sie besuchte die Polytechnische Oberschule (POS) und ließ sich im Anschluss vier Jahre lang bei der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen zur Porzellanmalerin ausbilden. 1977 schrieb sich Annette Mückel an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB) ein, an der sie bis 1982 die Fachklasse Malerei bei Professor Bernhard Heisig (1925–2011) besuchte. Während dieser Studienjahre lernte sie den Fotografen Erasmus Schröter (1956–2021) kennen und lieben. Nach der Hochzeit stellte das Paar einen Ausreiseantrag und übersiedelte mit Hilfe eines österreichischen Diplomaten, der Annette Schröters Werke schätzte, in die Bundesrepublik Deutschland, wo sie in Hamburg eine zweite Heimat und vor allem die ersehnte künstlerische Freiheit und Unabhängigkeit fanden.

Hier verdiente Annette Schröter ihren Unterhalt zunächst mit der Porzellanmalerei und bemühte sich gleichzeitig um Anschluss an den schwierigen Hamburger Kunstmarkt. Nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten feierte sie erste Erfolge als Künstlerin und fand eine Anstellung als Dozentin für figürliches Zeichnen an der FHS Hamburg in der Abteilung Gestaltung. Ihr Bild Zwei Frauen im Schnee – oder Scheiden tut weh, auf dem sie die Flucht ihrer damals besten Freundin in den Westen verarbeitete und ein politisches Statement setzte, wurde in den 1980er Jahren von der Hamburger Kulturbehörde gekauft. 1997 kehrte das Ehepaar Schröter nach Leipzig zurück.

Annette Schröter tauschte im Jahr 2001 ihr angestammtes Medium, die Malerei, mit all seinen weitreichenden technischen und gestalterischen Möglichkeiten gegen die ebenso alte wie deutlich reduzierte Kunst des Scherenschnitts ein. Auslöser für diesen einschneidenden Schritt war ein Wasserschaden im Atelier der Künstlerin, der ihre Arbeit als Malerin stark beeinträchtigte. Dabei zeigte sich Annette Schröter, die bislang umfassend und bewusst mit Farbe gearbeitet hatte, fasziniert von der plötzlichen Beschränkung auf Schwarz und Weiß. Mit ihrer künstlerischen Arbeit brachte sie die alte Technik des Scherenschnitts zu neuer Blüte, beeindruckte ihr Publikum durch Werke in großem Format und die Einführung von Farbe. Auch die Kombination des Scherenschnitts mit anderen Techniken trug zur Einzigartigkeit des Werks von Annette Schröter bei. Die Umstellung war ein Wagnis, das der Galerist der Künstlerin mit Misstrauen begleitete und das nur möglich war, weil die gleichzeitige Dozentenstelle an der HGB wirtschaftliche Sicherheit brachte.

Annette Schröter lehrte 1992 und 2003 als Gastprofessorin in Hamburg, war von 2004 bis 2005 Dozentin an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und von 2006 bis 2022 Professorin für Malerei an der HGB. Für ihre Kunst erhielt Annette Schröter Preise und Auszeichnungen, darunter 1986 den Hamburger Elysèe-Preis für Malerei und 2001 den Kunstpreis der 8. Leipziger Jahressausstellung. Sie nahm an zahlreichen nationalen und internationalen Gruppen- und Einzelausstellungen teil, 2018 stellte sie gemeinsam mit ihrem Mann Erasmus Schröter in Montevideo aus.

 

Annette Schröter lebt und arbeitet in Leipzig.