Richard Seewald schätzte in Wort und Bild den klaren, schlichten Ausdruck. Seine Sujets behandelte der deutsche Maler und Schriftsteller ohne jeden Schnörkel und mit großer Unmittelbarkeit. Oft genügten ihm wenige Striche, um den natürlichen Charakter ganzer Landschaften einzufangen, mit seinen Illustrationen brachte er auch umfassende Textinhalte bündig auf den Punkt.
(...) WeiterlesenRichard Seewald - Abgebrochenes Architekturstudium und malender Autodidakt
Richard Seewald wurde am 4. Mai 1889 in Arnswalde (damals Neumark, heute Choszczno in Polen) geboren. Im Jahr 1909 führte ihn das auf väterlichen Wunsch hin begonnene Architekturstudium nach München, doch galt seine Leidenschaft schon früh der Malerei, der er sich als Autodidakt widmete. Schon früh reüssierte Richard Seewald mit Erfolg als Karikaturist, zunächst noch während seiner Schulzeit für die Wochenzeitschrift Die Jugend, schließlich als Student für die in München ansässigen Meggendorfer Blätter. In diesen ersten Werken vermischte sich jugendlicher Überschwang mit einem zaghaften Ansatz künstlerischer Tiefe. Seine regelmäßigen Veröffentlichungen sicherten dem Künstler ein kleines Auskommen, sodass er 1911 kurzentschlossen nach London reisen und dort seine Verlobte Uli ehelichen konnte. Die Moderne Galerie Heinrich Thannhauser, bekannt für ihre Förderung junger Münchner Künstler, stellte einige der grafischen Arbeiten Seewalds aus, 1911 kam es zur Teilnahme am berühmten Salon d'Automne, 1913 gehörten seine Bilder zu den Attraktionen der von Herwarth Walden initiierten Sturm-Ausstellung in Berlin.
Große Erfolge als Illustrator, rege schriftstellerische Betätigung
Richard Seewald trat der Neuen Sezession bei und gehörte bald auch dem Deutschen Künstlerbund an; ein Schwerpunkt seiner Arbeit bildete die Illustration von Texten, darunter die Gedichtsammlung Schnupftabakdose von Joachim Ringelnatz, der Romanklassiker Robinson Crusoe von Daniel Defoe, das Drama Penthesilea von Heinrich von Kleist und sogar die Bibel. Die Literatur spielte für Richard Seewald eine bedeutende Rolle, sein gesamtes Künstlerleben lang diente sie ihm als Quell reicher Inspiration. Außerdem betätigte er sich selbst als Schriftsteller; für sein Buch Tiere und Landschaften fertigte er ebenfalls zahlreiche Illustrationen an, weitere eigene literarische Werke schlossen sich an. Immer wieder unternahm er Reisen in den mediterranen Raum und sammelte dabei mannigfaltige Anregungen. Interessierte er sich anfangs vor allem für die schillernd-geheimnisvolle Welt der Schausteller, für Motive aus Zirkus und Varieté, erweiterte und verlagerte er seine Motivwahl immer stärker auf Landschaften.
Arbeit an religiösen Motiven, zurückhaltende Lebensführung
Im Jahr 1929 konvertierte Richard Seewald zum Katholizismus und erhielt in der Folge zahlreiche Aufträge für sakrale Arbeiten, vorwiegend Wandbilder in Kirchen. Die sich verschärfenden kulturpolitischen Bedingungen in Deutschland trieben ihn 1931 schließlich in ein Tessiner Exil. Erst 1948 kehrte er wieder zurück, beteiligte sich 1951 an einer Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes und nahm 1954 eine Professur an der Münchner Akademie der bildenden Künste an, die er vier Jahre später wegen anhaltender Differenzen mit dem Präsidium wieder niederlegte. Mit der etablierten Kunstwelt tat sich Richard Seewald ohnehin schwer; er, der sich lieber in Zurückhaltung übte, scheute allerdings nicht vor klaren Worten zurück, wenn es der Sache angemessen schien. In den Mittelpunkt drängte er nie, und obwohl er als moderner Künstler galt, verweigerte er sich allen damit verbundenen Erwartungen. Auf den Tod seiner Frau reagierte Richard Seewald mit einer drastischen Maßnahme: Er verbrannte Hunderte Bilder, Zeichnungen, Konzepte und Briefe.
Richard Seewald starb am 29. Oktober 1976 in München.
Richard Seewald - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: