Gustave de Smet gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des belgischen Expressionismus; der Maler und Zeichner stand aber auch Impressionismus und Luminismus nahe und schuf zahlreiche Landschaftsszenen, Porträts, Zirkusbilder, Stillleben, Akte und Holzstiche.
(...) WeiterlesenGustave de Smet studierte bei Jean Devlin in Gent
Gustave de Smet wurde am 21. Januar 1877 in Gent geboren. Als Sohn des Dekorationsmalers Jules de Smet kam er wie sein jüngerer Bruder Léon de Smet früh mit der bildenden Kunst in Berührung. Die beiden Brüder malten nach der Anleitung ihres Vaters Schilder und Werbetafeln für Geschäfte, Hotels, Theater und Landhäuser, ehe sie sich 1893 an der Academie voor Schone Kunsten in Gent einschrieben, um bei ihrem besonders für seine Pferdebilder berühmten Landsmann Jean Delvin (1853–1922) zu studieren. Nach seinem Abschluss heiratete Gustave de Smet Augusta van Hoorebreke und schloss sich der Künstlerkolonie in Sint-Martens-Latem an, die er bald maßgeblich prägen sollte, und der auch sein jüngerer Bruder Léon sowie die gemeinsamen Genter Künstlerfreunde Constant Permeke, Albert Servaes und Frits van den Berghe angehörten. Ein wichtiger Einfluss für die künstlerische Entwicklung von Gustave de Smet war das Schaffen von Emile Claus, dem stilprägenden Wegbereiter des Luminismus.
Im Exil lernte der Künstler den Expressionismus kennen
Gustave de Smet malte zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn vor allem Landschaften, wie er sie im Umfeld des Flusses Leie fand. Die Wälder, Weiden, Felder und Gärten interpretierte der Künstler noch im Stil des Impressionismus mit einem besonderen Augenmerk auf Luft und Licht, wobei er dem französischen Pointilismus nahekam. Der Erste Weltkrieg zwang de Smet 1914 mit seiner Familie und Frits van den Berghe zur Flucht in die Niederlande, wo er in Amsterdam den deutschen Expressionismus kennenlernte und seine Art zu malen drastisch änderte. Sein Stil wurde dunkler und dramatischer, die Komposition unruhiger, sein Sujet fand er jetzt in Genreszenen aus dem Alltag von Dorfbewohnern und Zirkusartisten. Auch der französische Kubismus und der Stil von Henri Le Fauconnier beeindruckten den Künstler tief. Als Gustave de Smet im Jahr 1922 endgültig nach Belgien zurückkehrte, hatte er sich auch Spuren von Postkubismus und Konstruktivismus angeeignet.
Eine bodenständige und heimatverbundene Persönlichkeit
Gustave de Smet experimentierte mit verschiedenen Farbpaletten, schuf Bilder, die fast ausschließlich aus Brauntönen bestanden und erwarb sich einen glänzenden Ruf als Porträtist und Landschaftsmaler. In seinem Spätwerk näherte er sich zudem immer mehr dem Realismus an. Seinem Ruhm stand er skeptisch gegenüber, er blieb seiner ländlichen Heimat verbunden und brachte Stunden damit zu, im Dorfgasthaus mit den Bauern Skat zu spielen, auch interessierte er sich für das Bogenschießen und das Bowlingspiel. Die große Tragödie seines Lebens war der Tod seines Sohnes, der während des Ersten Weltkriegs bei einem Eisenbahnunfall ums Leben kam. 1932 musste der Künstler einen weiteren unverschuldeten Schicksalsschlag hinnehmen, der seine letzten Lebensjahre überschattete: Die Galerie Le Centaure, die ihn vertrat und seinen Lebensunterhalt sicherte, ging bankrott und das Werk Gustave de Smets wurde für einen lächerlich niedrigen Preis versteigert. Dieser Umstand bedeutete nicht nur einen finanziellen Verlust, sondern auch eine nachhaltige Rufschädigung, von der sich de Smet nicht mehr erholte.
Gustave de Smet starb am 8. Oktober 1943 in Deurle, Ostflandern.
Gustave de Smet - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: