Kiki Smith

Kiki Smith - Frühe Förderung durch den berühmten Vater

Kiki Smith wurde am 18. Januar 1954 in Nürnberg geboren. Die Tochter des berühmten amerikanischen Bildhauers Tony Smith, der als einer der entscheidenden Wegbereiter des Minimalismus gilt, verbrachte ihre Kindheit in South Orange, New Jersey. Schon früh assistierte sie ihrem Vater bei der Herstellung von Pappmodellen für dessen Skulpturen und entdeckte dabei ihre eigene Begabung für die Kunst. Zum Umgang ihres Vaters zählten Größen der modernen Kunst wie Jackson Pollock, Mark Rothko, Barnett Newman und Richard Tuttle – an wertvollen Impulsen mangelte es Kiki Smith darum nicht. Ihr 1974 begonnenes Studium an der Hartford Art School in Connecticut brach sie jedoch vorzeitig ab. Stattdessen zog Kiki Smith nach New York, wo sie sich dem Künstlerkollektiv Colab anschloss. Zu dieser Zeit entwickelte sie ihre Faszination für den menschlichen Körper und seine Geheimnisse. Für die Vertiefung ihrer anatomischen Kenntnisse nahm sie sogar die fordernde Arbeit in der Notaufnahme eines Krankenhauses auf sich und durchlief eine Ausbildung zur Rettungssanitäterin.

Schonungslose Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper

Kiki Smith beschäftigte sich in ihrem Frühwerk vor allem mit den drängenden Fragen der 1980er Jahre. Ihre Werke drehten sich um die grassierende AIDS-Epidemie, an die sie eine ihrer Schwestern verloren hatte, um feministische Debatten um Gender und Sexualität. Wichtige Vorbilder waren Künstlerinnen wie Hannah Wilke, Eva Hesse, Louise Bourgeois und Hannah Wilke. 1980 beteiligte sich Kiki Smith an der aufsehenerregenden Times Square Show; im selben Jahr starb auch ihr Vater. Die Darstellungen von Kiki Smith fielen mitunter recht drastisch aus, zeigten verdrehte menschliche Leiber, an denen Körperflüssigkeiten entlangliefen und behandelten brisante Themen wie Abtreibung und Vergewaltigung. Beschränkte sie sich bei ihren ersten Skulpturen noch auf einzelne Körperteile, ging sie später zu der Gestaltung ganzer Körper über, wofür sie Materialien wie Bronze, Latex, Glas, Papier und Bienenwachs verwendete. Besonderes Interesse zeigte sie an den inneren Abläufen des Körpers, an Körpersäften und Exkrementen, am verborgenen Prozess der Verdauung; mit ihrer Kunst wollte die Künstlerin im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut gehen.

Weibliche Archetypen, Tiere und Märchenmotive

In späteren Jahren interessierte sich Kiki Smith zunehmend für mythische und symbolische Motive, für die Natur und die Tiere. Eine Zeitungsmeldung über Vögel, die nach dem Kontakt mit einer Pestizidwolke tot vom Himmel gefallen waren, inspirierte sie zu der Installation Untitled (Crows). Auch religiöse Motive fanden sich im Schaffen der katholisch erzogenen Künstlerin wieder. Sie verarbeitete die außerbiblische jüdische Überlieferung von Lilith, der legendären ersten Frau Adams, in einer Skulptur, und sie gestand ein, eine große Faszination für die Jungfrau Maria zu empfinden, der sie sich auf verschiedene Weise näherte. Für ihre Kunst erhielt Kiki Smith Preise und Ehrungen; 2012 überreichte ihr Hilary Clinton die U.S. State Department Medal of Arts. Ihre Werke waren auf der Documenta X in Kassel, im Centre Pompidou in Paris und auf der Biennale di Venezia zu sehen.