Stieler Joseph

Joseph Karl Stieler – Der frühe Tod des Vaters machte Stieler zum Autodidakten

Joseph Karl Stieler wurde am 1. November 1781 in Mainz geboren. Der jüngste Sohn eines Stempelschneiders entstammte einer alten Künstlerfamilie und erlernte gemäß der Familientradition von seinem Vater schon früh die Grundlagen des Zeichnens; dabei bewies er ein größeres Talent als seine älteren Brüder. Nach dem vorzeitigen Tod des Vaters im Jahr 1789 bildete sich der 8-jährige Joseph Karl mit Hilfe von Lehrbüchern als Autodidakt in der Kunst der Miniaturmalerei weiter, denn eine ordentliche Ausbildung war für die verarmte Familie nicht zu bezahlen. Das Fehlen eines Lehrers kompensierte der junge Künstler durch ein offenes Auge für neue künstlerische Impulse, die er begierig aufnahm und mit großer Effizienz in seine eigene Arbeitsweise einfließen ließ. Mit einer Miniatur seiner Schwester, die er für deren Verlobten anfertigte, machte Joseph Karl Stieler erstmals auf sich aufmerksam; in der Folge erhielt er mehrere Aufträge, die es ihm immer mehr ermöglichten, seine Familie finanziell zu unterstützen.

Beim Adel fand Stielers Porträtkunst großen Anklang

Joseph Karl Stieler fand in dem Freiherrn Karl Theodor von Dalberg einen freundlichen Förderer und Unterstützer und konnte so 1798 eine zweijährige Lehre bei dem Würzburger Hofmaler Johann Christoph Fesel absolvieren, bei dem er auch die Ölmalerei erlernte. Im Anschluss studierte er an der Wiener Kunstakademie unter Heinrich Füger, der ihm riet, die Miniaturmalerei aufzugeben und stattdessen größere Formate zu wählen. Joseph Karl Stieler unternahm in seinem Leben zahlreiche Arbeits- und Studienreisen, 1807 hielt er sich in Paris auf und studierte unter anderem bei François Gérard den Klassizismus. Ein schweres Augenleiden machte ihm in diesem Zeitraum die künstlerische Betätigung nahezu unmöglich und ließ ihn zeitweise um seine Existenz fürchten. Nach dem glücklichen Rückgang dieser ernsten Beschwerten gelangte Joseph Karl Stieler über Frankfurt am Main nach Mailand, wo den Vizekönig von Italien, Eugène de Beauharnais, kennenlernte. Dessen Ehefrau, Auguste von Bayern, erteilte dem Maler den Auftrag für mehrere Kinder- und Familienporträts.

Erfolgreiche Jahre als königlicher Hofmaler in Bayern

Joseph Karl Stieler kam 1812 nach München und erwarb sich rasch die Gunst des bayerischen Königs Max I. Joseph, der ihn 1820 in der Nachfolge von Matthias Klotz zu seinem Hofmaler ernannte. Für Königin Karoline fertigte er ein Porträt ihrer Tochter »Ni« auf dem Sterbebett, im Auftrag von Antonie Brentano entstand das heute wohl berühmteste Bild des Komponisten Ludwig van Beethoven, ähnlich bekannt ist Stielers Bildnis des Dichterfürsten Goethe. Für König Ludwig I. von Bayern malte Joseph Karl Stieler zahlreiche reizvolle Frauenporträts, die dessen »Schönheitengalerie« schmücken sollten. Neuen Strömungen wie der Landschaftsmalerei und der Fotografie stand er trotz seiner eigenen traditionellen, von Barock und Klassizismus geprägten Malweise, aufgeschlossen gegenüber. Das gesamte Oeuvre des Künstlers besteht aus über 500 Porträts, mit denen er sich einen festen Platz in der Kunstgeschichte erworben hat, daneben stehen einige Altarbilder und wenige mythologische Szenen.

Joseph Karl Stieler starb am 9. April 1858 in München.