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Lot 1107 Nα

Joseph Stieler - Porträt Friedrich Wilhelm von Schelling

Auktion 1245 - Übersicht Köln
16.05.2024, 11:01 - Alte Kunst und 19. Jahrhundert, Teil I.
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 41.580 € (inkl. Aufgeld)

Joseph Stieler

Porträt Friedrich Wilhelm von Schelling

Öl auf Leinwand. 72 x 58,5 cm.

Friedrich Wilhelm von Schelling (1775-1854) ist einer der bedeutendsten und einflussreichsten Philosophen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Neben Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Schlegel ist es vor allem Schelling, der das Fundament der deutschen Frühromantik legt. Bereits im Alter von 15 Jahren studiert er zusammen mit Hegel und Hölderlin in Tübingen und verfasst 1797 seine bahnbrechenden „Ideen zu einer Philosophie der Natur“. Goethe wird früh auf den jungen Philosophen aufmerksam und verschafft ihm 1798 einen Lehrauftrag an der Universität Jena. 1827 folgt ein Ruf nach München und 1842 nimmt Schelling nach dem Tod Hegels für vier Jahre eine Lehrtätigkeit in Berlin auf. Schelling gilt als Hauptbegründer der spekulativen Naturphilosophie, in der er das Verhältnis von Natur und Geist untersucht und die Vorstellung eines organischen Zusammenhangs von diesen entwickelt.
Joseph Stieler präsentiert den herausragenden Philosophen in einer Dreiviertelansicht, wobei der Kopf annähernd frontal wiedergegeben ist. Der Betrachter wird unmittelbar von den Augen des Dargestellten in den Bann gezogen, die ihn aufmerksam fixieren und geradezu durchdringen. Ulrike von Hase bezeichnet sie in ihrem Werkverzeichnis zu Stieler gar als „die sprechendsten Augen in einem Porträt des frühen 19. Jahrhunderts“ (a.a.O., S. 74). Stieler erweise sich dabei, so Ulrike von Hase, als ein Spezialist im Erfassen von Blickschärfe und Blickaktion. Neben den eindringlichen Augen des Philosophen bestimmt den Eindruck des Gemäldes vor allem der Gegensatz des roten, an eine Toga erinnernden Umhangs zum Schwarz der übrigen Kleidung und des bewusst unbestimmt belassenen dunklen Hintergrunds. Weitere Akzente setzen der strahlend weiße Kragen und die lockigen, präzise gezeichneten Haare. Das Porträt Schellings, das sich bis jetzt im Besitz seiner Nachfahren befindet und von dem eine weitere Fassung in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung aufbewahrt wird, steht am Übergang von Stielers reifer Phase zur Spätzeit und nimmt auch in dieser Hinsicht eine besondere Stellung im Œuvre des Künstlers ein.

Provenienz

Bis heute im Besitz der Nachfahren des Dargestellten.

Literaturhinweise

Ulrike von Hase: Joseph Stieler 1781-1858. Sein Leben und sein Werk. Kritisches Verzeichnis der Werke (=Materialien zur Kunst des 19. Jahrhunderts 4), München 1971, S. 137, Nr. 168.