Paul Strand

Paul Strand - Die künstlerische Fotografie als einmalige Chance

Paul Strand wurde am 16. Oktober 1890 als Nathaniel Paul Stransky, Sohn böhmischer Einwanderer, in New York City geboren. Zu dieser Zeit steckte die Fotografie noch in ihren Kinderschuhen steckte und war erst seit Kurzem überhaupt als eigenständige Kunstform anerkannt. Lewis Hine, der später vor allem durch seine sozialdokumentarischen Fotografien Ruhm erlangte, vermittelte dem gerade 17-jährigen Paul Strand schon früh die handwerklichen Grundlagen und sensibilisierte ihn für die noch weitgehend unerschlossene künstlerische Perspektive der Fotografie. Hines vermittelte Strand auch die wichtige Bekanntschaft mit dem Fotopionier Alfred Stieglitz, der mit seinem bahnbrechenden Magazin Camera Work erheblichen Anteil an der zunehmenden Akzeptanz der künstlerischen Fotografie besaß. Stieglitz und seine Photo-Secession, der auch Frank Eugene und Edward Steichen angehörten, regten Paul Strand an, sich intensiv mit der zeitgenössischen Kunst auseinanderzusetzen. Während er im Camera Club of New York erste vorsichtige Gehversuche mit Gummidrucken unternahm, erkannte der junge Mann aus ärmlichen Verhältnissen immer deutlicher, dass die Fotografie ihm eine einmalige Chance bot.

Picasso und der Kubismus als Ausgangspunkt

Paul Strand erfasste die Fotografie als einzigartige Möglichkeit, seine sozialen Ketten zu sprengen und sich die Welt zu erschließen. Er verdingte sich bald mit einigem Erfolg als kommerzieller Fotograf, doch der Besuch der berühmten Armory Show, der ersten Ausstellung der europäischen Avantgarde in New York, machte ihm deutlich, dass die Bedeutung der Fotografie als Kunst weit über alle wirtschaftlichen und handwerklichen Aspekte hinausging. Folgerichtig begann Strand damit, die Fotografie als Kunstform zu interpretieren – und orientierte sich dafür zunächst an der weit älteren und etablierteren Malerei. Er überführte die abstrakten Prinzipien des Kubismus in seine frühen fotografischen Arbeiten. Auch in Anlehnung an Pablo Picasso wurden banale Objekte des Alltags wie Obst und Geschirr durch geschickte Wahl von Perspektive und Beleuchtung zu einem Spiel aus geometrischen Mustern und Schattenwürfen. Dabei bewies er so großes Talent, dass ihn sein entzückter Mentor Stieglitz mit einer Ausstellung in der avantgardistischen Galerie 291 bedachte und ihm die letzten beiden erscheinenden Ausgaben der Camera Work widmete.

Eine klare sozialistische Ausrichtung

Paul Strand verzeichnete mit seinem Frühwerk und dessen bahnbrechenden künstlerischen Ansätzen so große Erfolge, dass viele Kritiker die späteren Arbeiten als nachrangig einstuften. Das hatte sicher auch damit zu tun, dass der linksorientierte Paul Strand mit seinen sozialistisch gefärbten Bildern im Amerika der McCarthy-Ära auf wachsendes Misstrauen stieß. Der Künstler flüchtete sich in Reisen, verließ seine Heimat immer häufiger, um in Europa und Afrika neue Motive zu finden, unbelastet von allen politischen Konflikten in den USA. In Ghana dokumentierte er die postkoloniale Industrialisierung. Schließlich entschied sich Paul Strand unter dem Eindruck der Kommunistenverfolgungen für die Emigration nach Frankreich. Er heiratete Hazel Kingsbury, ließ sich in der kleinen französischen Gemeinde Orgeval nahe Paris nieder und fotografierte vornehmlich die Blumen und Bäume seines Gartens. Eine versöhnliche Einladung des US-Präsidenten Lyndon B. Johnson lehnte Strand mit Verweis auf den gerade begonnenen Vietnamkrieg ab.

Paul Strand starb am 31. März 1976 in Orgeval.