Johan Thorn Prikker

Johan Thorn Prikker - Frühe Hinwendung zum Jugendstil, Übersiedlung nach Deutschland

Johan Thorn Prikker wurde am 5. Juni 1868 in Den Haag geboren. Der mutmaßliche Nachfahre skandinavischer Immigranten studierte von 1883 bis 1887 an der Kunstakademie seiner Heimatstadt. 1890 führte ihn Jan Toorop, Vertreter des Jugendstils und Anhänger des Symbolismus, in die belgische Künstlervereinigung Les XX ein. 1892 fand er durch den Schriftsteller und Okkultisten Joséphin Péladan Eingang in die Gemeinschaft der Rosenkreuzer. 1898 übernahm er die Leitung der Den Haager Kunsthandlung Arts and Crafts, ehe ihn sein Weg schließlich 1904 in das benachbarte Deutschland führte. Als Künstler experimentierte Johan Thorn Prikker in seinen Anfangsjahren mit expressionistischen und neoimpressionistischen Techniken, zeigte sich fasziniert von japanischer Holzschnittkunst und gelangte schließlich zum Jugendstil, der ihm für die Entwicklung seiner eigenen Malweise als Ausgangspunkt diente.

Als Lehrer in Krefeld, Wechsel zwischen freier und angewandter Kunst

Der Kunsthistoriker Friedrich Deneken vermittelte Johan Thorn Prikker 1904 ein Lehramt an der damals gerade neu gegründeten Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Krefeld. Unter seinen Schülern befanden sich so klangvolle Namen wie Heinrich Campendonk, Hans Kruzwicki, Helmuth Macke und Wilhelm Wieger. Johan Thorn Prikker gehörte zu den vielbeachteten, charismatischen Künstlerpersönlichkeiten seiner Zeit und wagte sich schon früh auf den schmalen Grat zwischen freier und angewandter Kunst. Neben seinen großformatigen Landschaftsbildern, die sich häufig zu monumentalen Wandgemälden auswuchsen, entwarf er auch Möbel und Kleidungsstücke. Immer wieder führte er seine Schüler in die Natur hinaus, um ihnen anschaulich die Grundlagen der Freilichtmalerei zu vermitteln. 1910 verließ Johan Thorn Prikker schließlich Krefeld, um sich in Hagen der Werkbund-Bewegung des Mäzens Karl Ernst Osthaus anzuschließen, deren angestrebte Kunstreformen auch seinen Überzeugungen entsprachen. Auch in Hagen war Johan Thorn Prikker als Lehrer tätig, von 1913 bis 1918 unterrichtete er an der Folkwangschule.

Religiöse Themen als Schwerpunkt, letzte Jahre in Köln

Drei Jahre als Lehrer für Glasmalerei verbrachte Johan Thorn Prikker in München an der Königlichen Kunstgewerbeschule, drei weitere Jahre an der Kunstakademie in Düsseldorf. 1926 ließ er sich in Köln nieder, wo er als Professor an den Werkschulen lehrte. Die tiefe Religiosität des Künstlers zieht sich durch einen großen Teil seiner Werke, denen eine starke Beeinflussung durch die rebellischen Nabis anhaftet. Trotzdem fand Thorn Prikker zu seinem eigenen Stil, der seine Vorbilder an Größe übertraf und sich von den anfänglich intensiv genutzten figurativen Elementen zu einer streng geometrischen Formsprache hin entwickelte.

Ein Kampf um das künstlerische Vermächtnis

Johan Thorn Prikker starb am 5. März 1932 in Köln. Um sein Werk vor der Vernichtung durch die Nationalsozialisten zu schützen, bedurfte es in den folgenden dunklen Jahren einiger Anstrengung. Seine Serie prächtiger Wandgemälde, der »Lebenszyklus«, musste während der NS-Herrschaft hinter hastig hochgezogenen Mauern verschwinden. Erst 2015 wurden sie unter dem Beifall der Kunstwelt wieder der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sein Sohn Hein Thorn Prikker machte sich in den 1940er- und 1950er-Jahren ebenfalls einen Namen – allerdings nicht als Künstler, sondern als erfolgreicher Motorradrennfahrer.