Ulay

Ulay wurde am 30. November 1943 als Frank Uwe Laysiepen in einem Bunker in Solingen geboren. Der Vater starb, als er 14 Jahre alt war, die Mutter zog sich mehr und mehr zurück. Nach einer Ausbildung zum Maschinenbauer begann er 1962 ein Studium der Fotografie, das er 1968 abschloss. Als Fotograf sammelte er auch seine ersten künstlerischen Erfahrungen; Ulay widmete sich dabei vor allem den Bereichen Experimentelle Fotografie und Environment. Für seinen Traum von einem freien Künstlerleben verließ er Ehefrau und Sohn und fuhr nach Amsterdam. Dort stellten seine Fotoprojekte Menschen vom Rand der Gesellschaft in den Mittelpunkt, darunter Obdachlose, Transsexuelle und Drogenabhängige. Ebenfalls ein Thema vom Rand der Gesellschaft waren zu dieser Zeit Tätowierungen, die der Künstler mit bearbeiteten Polaroid-Aufnahmen dokumentierte.

Ulay sorgte 1976 er für großes öffentliches Aufsehen, als das Gemälde Der arme Poet des Spätromantikers Carl Spitzweg (1808–1885) aus der Neuen Nationalgalerie stahl und es in der Wohnung einer türkischen Gastarbeiterfamilie in Kreuzberg aufhängte, um auf deren Lebensumstände aufmerksam zu machen. Nach etwa 30 Stunden beendete Ulay seine Aktion Da ist eine kriminelle Begegnung in der Kunst und gab das Bild im Künstlerhaus Bethanien zurück. Weil man ihn für den Diebstahl zu einer Geldstrafe verurteilte, die er nicht zahlen wollte, verließ er Deutschland. Bei seiner Rückkehr wurde er wegen der ausstehenden Zahlung verhaftet, kam aber wieder auf freien Fuß, nachdem Freunde die Rechnung für ihn beglichen hatten.

Ulay erlangte weltweiten Ruhm durch seine Zusammenarbeit mit der serbischen Aktions-Künstlerin Marina Abramović (*1946), mit der er zeitweise auch privat liiert war. Bei Ihrem ersten gemeinsamen Auftritt auf der Biennale von Venedig 1976 ließen die Künstler 58 Minuten lang ihre nackten Körper aufeinanderprallen. Das Paar ließ das Publikum an Höhen und Tiefen teilhaben, selbst die Trennung wurde zum großen Kunstereignis: Im Rahmen der Aktion The Great Wall Walk liefen sie 1988 aus unterschiedlichen Richtungen drei Monate lang rund 2.500 Kilometer aufeinander zu und nahmen erschöpft und öffentlich voneinander Abschied. Der gemeinsame Erfolg wurde auch Ulays Verhängnis: Als Solokünstler gelang es ihm nie, sich aus dem Schatten seiner übermächtigen Partnerin zu lösen.

Ulay arbeitete seit den 1990er Jahren wieder verstärkt als Fotograf. Von 1999 bis 2004 hatte er eine Professur an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe inne. 2010 nahm er in New York im Museum of Modern Art überraschend an der Dauer-Performance The Artist is Present seiner ehemaligen Partnerin Marina Abramović teil, was diese zu Tränen rührte und das Publikum begeisterte. 2015 begegnete sich das geschiedene Künstlerpaar aufgrund von Urheberrechtsstreitigkeiten vor Gericht, erst 2017 kam es zur Versöhnung.

 

Ulay starb am 2. März 2020 in Ljubljana (Laibach), Slowenien.