Ai Weiwei - Sohn eines Künstlers und Revolutionärs
Ai Weiwei wurde am 28. August 1957 in Peking geboren. Sein Vater war der chinesische Maler und Dichter Ai Qing, sein Bruder ist der Maler Ai Xuan, der in China weitaus mehr Ruhm genießt als Ai Weiwei selbst. Die Familie lebte zunächst unter sehr ärmlichen Verhältnissen, da der Vater aufgrund seiner regimekritischen Haltung in Ungnade gefallen und in die Provinz Xinjiang verbannt worden war. Die Unterkunft war mehr Höhle als Haus, der Vater musste niedrigste Arbeiten verrichten, um für den Lebensunterhalt seiner Familie aufzukommen. Diese Erfahrungen prägten Ai Weiwei sehr und übten einen maßgeblichen Einfluss auf seine spätere Arbeitsweise aus – bis hin zu seiner großen Liebe zum Papier, das seinem Vater, dem schreibenden Rebellen, von den Machthabern verboten wurde. Vom übermächtigen Vorbild des haltungsstarken Vaters, der in allen Demütigungen durch die Kraft seiner Kunst seine Würde behaupten konnte, leitete Ai seine eigene Bestimmung ab: Er habe sich nicht dazu entschieden, ein Dissident zu sein, er wurde als solcher geboren, erklärte er in einem Interview.
Freie Kunst im Spannungsfeld der Politik
Ai Weiwei studierte zunächst an der Pekinger Filmakademie und traf dort auf Kommilitonen wie Zhang Yimou und Chen Kaige, die sich später einen Namen als Regisseure machten. Wie sein Vater Ai Qing nahm auch Ai Weiwei eine regimekritische Position ein; 1979 beteiligte er sich an der Gründung der Künstlergruppe Stars Group, die sich gegen die staatliche Regulierung der Kunst in China wandte. Die Neigung zum freiheitlichen Westen führte ihn Anfang der 1980er-Jahre nach New York, wo er bis 1993 lebte. In den USA beschäftigte er sich intensiv mit der Performance- und Konzepkunst, der Pop-Art und dem Dadaismus. Die Erkrankung des Vaters führte Ai wieder nach China zurück, wo er sich im Kunstbezirk Dashanzi niederließ. Er engagierte sich für experimentelle Kunst und schrieb einen Blog, in dem er wiederholt Kritik an der chinesischen Regierung äußerte und der 2009 der staatlichen Zensur zum Opfer fiel. 2010 wurde ihm die Ausreise aus China verboten, 2011 wurde sein Atelier auf staatliche Anordnung abgerissen und er selbst schließlich inhaftiert.
Politischer Aktivist oder Provokateur?
Ai Weiwei erfuhr eine beispiellose Welle an Solidarität aus aller Welt. Politiker aus Europa und den USA protestierten gegen seine Inhaftierung, die Berliner Akademie der Künste nahm ihn zum Zeichen der Solidarität in ihre Reihen auf. Die Haft wurde zwar aufgehoben, aber die Reisebeschränkungen blieben bestehen. Man warf dem Künstler Steuerflucht, Bigamie, illegalen Devisenhandel und die Verbreitung von Pornografie vor. 2015 durfte Ai Weiwei schließlich nach Deutschland ausreisen und eine Gastprofessur an der Berliner Universität der Künste antreten. Als er im Zuge der Flüchtlingskrise den tragischen Tod des dreijährigen Aylan Kurdi medienwirksam verarbeitete, warfen ihm viele Kritiker vor, das Schicksal des Jungen für seine eigenen Zwecke zu instrumentalisieren. Vier Jahre später verließ er Berlin im Streit, warf Deutschland unverbesserlichen Nazismus vor und zog nach Cambridge, wo die Menschen wenigstens höflicher seien. 2021 wurde ihm Cambridge zu akademisch und er zog nach Portugal, wo er nach eigenen Angaben eine neue Heimat gefunden hat.
Ai Weiwei - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: