John Wesley

John Wesley - Großformatiger Minimalismus im Stil der Pop-Art

John Wesley wurde am 25. November 1928 in Los Angeles geboren. Dort besuchte er von 1946 bis 1950 das Los Angeles City College und die University of California. Im Anschluss schlug er sich mit verschiedenen Gelegenheitsjobs durch, ehe er im Alter von 22 Jahren zu malen begann. Seine erste Ausstellung bestand aus großformatigen Werken in Acryl, die vor allem durch ihr eingeschränktes Farbspektrum auffielen. Zunächst waren es selbst entworfene Stempel und Siegel, die der Künstler darstellte, später ließ er zunehmen figurative Elemente in seine Arbeit einfließen. Dabei orientierte er sich bei der Darstellung seiner Figuren an den populären Comicstrips und Zeichentrickfilmen. Obwohl den Bildern von John Wesley schon früh eine deutliche Nähe zur Pop-Art innewohnte, nahm der eigenwillige Amerikaner von Anfang an eine Sonderstellung ein. Die Rolle als Außenseiter zeigte sich in einem Malstil, der zuweilen mehr den Prinzipien des Minimalismus als der Pop-Art zu folgen schien.

Erotik und Psychosen prägen John Wesleys Werk

John Wesley fühlte sich den vorherrschenden künstlerischen Strömungen seiner Zeit nicht zugehörig und beschritt eigene Wege, die seinen Erfolg zunächst erschwerten. Er fühlte sich dem Surrealismus nahe und tat dies auch kund, eine für die damalige Kunstszene anachronistische Neigung. Mit der ihm immer wieder angetragenen Klassifizierung als Pop-Art-Künstler mochte sich John Wesley nie wirklich anfreunden – losgeworden ist er sie bis heute nicht. Die Motive Wesleys ähneln nur auf den ersten Blick den großflächigen, bunten und oft schrillen Werken der Pop-Art. Tatsächlich sind sie meist in der abgründigen Tiefe verwurzelt, schöpfen ihre Gestalt aus Psychosen, Traumata und hintersinniger Kritik an überkommenen amerikanischen Mythen. Die Meta-Ebene von John Wesleys Werk, das oft Sperrige und wenig Zugängliche zögerte seine umfassende Anerkennung bei Kritik und Publikum hinaus, konnte sie aber nicht verhindern. Für Aufsehen sorgte auch immer wieder die erotische Spannung, die vielen seiner Bilder innewohnt. Mit der beunruhigenden Darstellung eines leeren Hauses in seiner Serie Searching for Bumstead spielte der Künstler auf seine eigene Kindheit und den Verlust seines Vaters an. Der augenscheinlich heitere Comic entwickelt sich düster weiter, bis zum letztlichen Selbstmord des Protagonisten – in der Pop-Art geradezu ein Tabubruch.

Ein vielgezeigter und ausgezeichneter Künstler

John Wesley nahm 1972 mit einigen seiner Werke an der Abteilung Realismus der Documenta 5 in Kassel teil. Freundschaften pflegte er mit den Künstlern Donald Judd und Dan Flavin. Im Jahr 2000 veranstaltete das PS1 Contemporary Art Center eine umfassende Retrospektive von John Wesleys Werk. 2006 gestaltete er den Einband des Kataloges für die Armory Show in Manhattan. Für seine Kunst erhielt John Wesley Preise und Auszeichnungen, darunter 1976 das Guggenheim-Stipendium sowie 1998 und 2004 jeweils den Purchase Award der American Academy of Arts and Letters. Mit der amerikanischen Schriftstellerin Hannah Green war John Wesley bis zu ihrem Tod verheiratet, danach pflegte er noch seine sechsjährige Liaison mit der Malerin Patricia Broderick, Witwe des Schauspielers James Broderick und Mutter des Schauspielers Matthew Broderick.

Am 10. Februar 2022 starb John Wesley in seinem Zuhause im New Yorker Stadtteil Manhattan im Alter von 93 Jahren.