Alfred von Wierusz-Kowalski

Alfred von Wierusz-Kowalski: prägende Kindheit in Polen

Alfred von Wierusz-Kowalski wurde am 16. Oktober 1849 in Suwałki im damaligen Kongresspolen geboren. Der Sohn eines Anwalts und Notars verbrachte seine Kindheit in ländlicher Umgebung auf einem Gut nahe der kleinen Stadt Suwałki, die in dieser Zeit unter russischer Herrschaft stand. Diese glücklichen Jahre prägten die spätere künstlerische Entwicklung des Malers nachhaltig und wirkten stark auf seine Motivwahl ein. Die immer wiederkehrenden winterlichen Landschaften hatte Alfred von Wierusz-Kowalski während seiner Ausflüge mit der Familie kennengelernt, und auch die Wölfe, die auf zahlreichen Bildern erscheinen, kannte er aus eigener Anschauung: auf einer Schlittenfahrt waren der Künstler und seine Eltern einst von einem Rudel Wölfe angegriffen und verfolgt worden. Alfred von Wierusz-Kowalski besuchte von 1868 bis 1871 die Zeichenklasse von Rafał Hadziewicz (1803–1883) und Aleksandr Kamiński (1823–1886) an der Akademie der Bildenden Künste Warschau; außerdem nahm er privaten Unterricht bei Wojciech Gerson (1831-1901).

Ein geschätzter Mittelpunkt der Münchner Kunstszene

Alfred von Wierusz-Kowalski verließ im Jahr 1871 seine polnische Heimat, um sein Studium bis 1873 an der Kunstakademie Dresden fortzusetzen. Diesen Aufenthalt nutzte er für auch eine intensive Auseinandersetzung mit den alten Meistern in der Sempergalerie, namentlich Albrecht Dürer (1471–1528), Rembrandt van Rijn (1606–1669) und Peter Paul Rubens (1577–1640). 1873 reiste er mit seinem Freund und Künstlerkollegen Václav Brožík (1851-1901) nach Prag, wo er im Auftrag eines ansässigen Kunsthändlers mehrere Genreszenen schuf. Am 18. Oktober desselben Jahres begann Alfred von Wierusz-Kowalski mit Hilfe eines Stipendiums sein Studium an der Münchner Kunstakademie bei Sándor Wagner (1838–1919). In der bayerischen Landeshauptstadt fand der Künstler auch Anschluss an die Kreise polnischer Maler um Józef Brandt (1841–1915), die insbesondere nach den Aufständen von 1830 und 1863 aus ihrer von den Nachbarstaaten besetzten Heimat geflohen waren. 1878 heiratete Alfred von Wierusz-Kowalski die Tochter des Schriftstellers Wacław Szymanowski (1821-1886), Jadwiga, mit der er vier Kinder bekam und ein offenes Haus führte, das zum beliebten Treffpunkt der Münchner Kunstszene wurde und sogar den Prinzregenten Luitpold von Bayern (1821–1912) begrüßen durfte.

Der Maler war ein Leben lang vom Erfolg verwöhnt

Alfred von Wierusz-Kowalski fand schon in der Frühphase seiner Karriere mit seinen Bildern großen Anklang bei Kritik und Publikum. Als eines seiner berühmtesten Meisterwerke gilt das monumentale Werk Überfall von Wölfen, das schon zu Lebzeiten des Künstlers im Jahr 1910 einer staunenden Öffentlichkeit im alten Münchner Rathaus zugänglich gemacht und von der Presse bejubelt wurde. In der Kunstgeschichte gab es um die Zuschreibungen einiger Werke gewisse Irritationen, weil man das Pseudonym J. Konarski lange Zeit mit von Wierusz-Kowalski in Verbindung brachte; mittlerweile geht man aber davon aus, dass es sich dabei um den Maler Franciszek Bujakiewicz (1856–1918) handelt.

Alfred von Wierusz-Kowalski starb am 15. Februar 1915 in München.