Alfred von Wierusz-Kowalski
Fahrt in der Dämmerung
Öl auf Leinwand. 100 x 80 cm.
Signiert unten rechts: A. Wierusz-Kowalski.
Unter den Kunstschaffenden aus aller Welt, die München im 19. Jahrhundert zeitweise zur bedeutendsten Kunststadt neben Paris machten, fanden sich insbesondere zahlreiche Polen, zumeist Maler. Viele von ihnen waren nach Repressionen ausgewandert, die in ihrem unter den größeren Nachbarstaaten aufgeteilten Heimatland besonders nach den Aufständen von 1830 und 1863 verstärkt einsetzten. Andere folgten einfach der Anziehungskraft der Kunstmetropole München, die mit einer der führenden Akademien, zahlreichen öffentlichen Aufträgen und nicht zuletzt einer interessierten und kaufkräftigen Schicht privater Sammler lockte. Sie fanden sich zum sogenannten „Münchner Polenkreis“ oder auch der „Münchner Polenschule“ zusammen, die in den letzten Jahren in der Kunstwissenschaft verstärktes Interesse entfacht.
Aus allen Mitgliedern dieser Kreise ragt der später in München zum Professor berufene Alfred von Wierusz-Kowalski heraus. Nach Stationen an den Akademien in Warschau, Dresden und Prag setzte er sein Studium an der Münchner Akademie fort und schloss sich dort dem Kreis um Jozef Brand an. Mit ihm und anderen polnischen Künstlern in München arbeitete er im Atelierhaus des verstorbenen Malers Albrecht Adam in der Münchner Schillerstraße, in dem inzwischen sein Sohn Franz Adam arbeitete. Besonders für ihre Pferdemotive fanden die polnischen Künstler hier beste Bedingungen. Lebende Pferde konnten gleichsam als Modelle direkt ins Atelier geholt werden. Die besondere Präsenz, die die Pferde in den Gemälden von Wierusz-Kowalski fast erlebbar machen, dürfte hierin eine Wurzel haben. Während manche seiner weniger komplexen und gelungenen Gemälde zuweilen mit „J. Konarski“ signiert sind, befindet sich auf der „Fahrt in der Dämmerung“ unten rechts der vollständige Name „A. Wierusz-Kowalski“.
Provenienz
Galerie Keul, Wiesbaden. - Deutsche Privatsammlung.
Literaturhinweise
H. P. Bühler: Jäger, Kosaken und polnische Reiter. Josef von Brandt, Alfred Wierusz von Kowalski, Franz Roubaud und der Münchner Polenkreis, 1993, Abb. 14.