Alexej von Jawlensky - Grosses Stilleben (Zwei rote Blumen in blauer Vase) - image-1

Lot 224 Dα

Alexej von Jawlensky - Grosses Stilleben (Zwei rote Blumen in blauer Vase)

Auktion 1004 - Übersicht Köln
30.11.2012, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 60.000 € - 80.000 €
Ergebnis: 91.500 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Karton 30 x 16,1 cm, gerahmt. Das Werk ist unbezeichnet. - Rückseitig auf dem Karton mit schwarzem Stift vom Vorbesitzer signiert und beschriftet "DIESES GEMÄLDE WURDE MIR VON/ A. JAWLENSKY GESCHENKT". - Entlang der Kanten mit kleinen Bestoßungen und stellenweise mit Farbverlusten.

M. Jawlensky/Pieroni-Jawlensky/A. Jawlensky 2209 mit Farbabb. S. 385

Seit 1929 plagte Jawlensky eine schmerzhafte Arthritis, die mit fortschreitenden Lähmungserscheinungen u.a. der Handgelenke einherging. Trotz dieser für einen Künstler dramatischen Behinderung und seines fortgeschrittenen Alters gelang es ihm seine Maltechnik noch einmal umzustellen und auf kleinem Format wichtige Serien, wie vor allem die „Meditationen“ zu realisieren. 1937 malte Jawlensky seine letzten Bilder. In den schmerzfreien Stunden widmete er sich sehr gerne den Blumenstillleben, von denen er behauptete, dass sie wegen ihrer schönen Farben besonders gut bei den Menschen ankämen (vgl. Alexej von Jawlensky, Lebenserinnerungen, 1937, diktiert an Lisa Kümmel, in: Ausst.Kat. Alexej von Jawlensky. Reisen, Freunde, Wandlungen, Museum am Ostwall, Dortmund 1998, hrsg. von Tayfun Belgin, S. 119). Seine Hinwendung zu einem eingängigen Sujet ist verständlich, denn zum einen spendete es gewissermaßen Trost, zum anderen befand er sich seit der Mitte der 1930er Jahre auf Grund materieller Schwierigkeiten in einer finanziellen Notsituation und war darauf angewiesen immer wieder Arbeiten zu verkaufen. 1937 wurden wegen der nationalsozialistischen Diktatur 72 seiner Bilder aus öffentlichen Sammlungen entfernt.
Der zunächst nicht direkt einleuchtende Titel „Großes Blumenstilleben“ bedeutet, dass Jawlenskys momentaner Zustand es ihm erlaubte ein geringfügig größeres Format zu nutzen. Um sich den Malprozess zu erleichtern, ließ er öfter leinenstrukturiertes Malpapier auf einen festen Untergrund fixieren. Der Pinsel wurde, wie auch bei den Meditationen, an die Hand gebunden, da seine steifen Finger nichts mehr greifen konnten. Trotz dieser enormen Einschränkung hat Jawlensky in dieser letzten Schaffensperiode ein Werk geschaffen, das zwar bisweilen von Melancholie zeugt, aber dennoch eine unglaubliche Vitalität und einen enormen Lebenswillen offenbart. Das Blumenstilleben ist auf wenige, aber kräftige Pinselstriche reduziert. Dem Künstler ist hier noch einmal ein farbintensives, wenngleich auch wegen der tiefen Blautöne verinnerlichtes Blumenstillleben gelungen. Die Transparenz der Farben wie auch der dominante vertikale Duktus des Pinselstriches machen die Arbeit bezüglich ihrer Malweise den Meditationen vergleichbar.

Werkverzeichnis

2209 M. Jawlensky/Pieroni-Jawlensky/A. Jawlensky m

Provenienz

Ehemals Privatbesitz Wiesbaden, vom Künstler direkt erworben; Privatbesitz

Literaturhinweise

Clemens Weiler, Alexej Jawlensky, Köln 1959, Nr. 788 ("Zwei rote Blumen in blauer Vase")

Ausstellung

Wiesbaden 1948 (Galerie Hillesheimer), Jawlensky (Einzelausstellung), Kat. Nr. 42; Dortmund, Museum am Ostwall, Leihgabe (vor 2006); Greifswald, Pommersches Landesmuseum, Depositum und Leihgabe 2006-2010