Lot 385 Dα

Das vorliegende Gemälde "L'Arbre" offenbart eine weniger bekannte Seite im Schaffen des Symbolisten Odilon Redon: Seine tiefe Verbundenheit mit der Natur. Redon interessierte sich dabei weniger für die Darstellung der Landschaft als Ganzes als vielmehr für die Erfassung von Einzelformen wie Blumen, Gesteine und immer wieder Bäume. Letztere malte und zeichnete er seit seiner Jugend. Sie sind in seinem Oeuvre allgegenwärtig, sowohl als Begleiter religiöser und mythischer Figuren wie auch als solitäre Motive. Diese nach der Natur gemalten kleinformatigen Arbeiten bezeichnete Redon selbst als 'études pour l'auteur', sie gelangten erst nach seinem Tod 1916 durch Ausstellungen bei Bernheim-Jeune (1917) und Druet (1923) in Paris an das Licht der Öffentlichkeit. Die Einzelausstellung bei der Galerie Druet umfasste insgesamt 300 Arbeiten, darunter befand sich auch das angebotene Gemälde.
Redon erschafft nicht ein bloßes symbolhaftes Abbild der Natur, sondern zugleich einen für ihn typischen entrückten, mysteriösen Raum. Dazu führt Richard Hobbs aus: „Even the natural phenomena, the tree, water and grass, are made mysterious by a skilful marriage between a deliberate vagueness of detail and a lively exploration of tonal values.“ (Richard Hobbs, Odilon Redon, Boston 1977, S. 18).