Meister des Verlorenen Sohnes
MARIA MIT CHRISTUS UND DEM JOHANNESKNABEN
Öl auf Holz (parkettiert). 89 x 70 cm.
Der Meister verdankt seinen Behelfsnamen dem Gemälde Die Geschichte des Verlorenen Sohnes im Kunsthistorischen Museum in Wien (Inv. 773). Die vorliegende Tafel Madonna mit Kind und dem Johannesknaben ist ein neuer Beweis für die Wertschätzung dieser Komposition im Antwerpen des 16. Jahrhunderts. Bis auf einige Abweichungen gleicht sie einem Bild im Museum Lazaro Galdiano in Madrid, das diesem Meister zugeschrieben wird (Inv. 3020, Holz 86 x69 cm). In beiden Bildern sitzen die Figuren vor einer schweren Draperie, die in großzügigem Faltenwurf hinabfällt und einen darüber liegenden Baldachin suggeriert. Maria schaut in beiden Bildern den Betrachter an, während sich Johannes - dargestellt in einem sehr schönen Profil - zu ihr wendet. Auf dem spanischen Bild ist der Blick des Christusknaben nach links gerichtet, wahrscheinlich zu einem Stifter, der auf einem seitlichen Altarblatt dargestellt gewesen sein wird. Auf unserem Bild hingegen wendet sich Christus dem Johannes zu, was dafür spricht, dass dieses kein Auftragsbild, sondern eine unabhängiges, für den Kunstmarkt geschaffenes Andachtsbild gewesen sein wird.
Der Einfluss des Manierismus macht sich sowohl in dem klaren Violett der Tunika des Johannesknaben bemerkbar, als auch in den plastischen und konturierten Figuren, die an diejenigen des Pieter Coecke van Aelst erinnern. Das Stillleben im Vordergrund wiederum greift auf Joos van Cleve zurück, einem anderen berühmten Antwerpener Maler der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Wir danken Helène Mund für diesen Katalogeintrag
Provenienz
Norddeutsche Privatsammlung.
Literaturhinweise
Zu dem Künstler und diesem Bildmotiv: Jaarboek der Koninklijk Museum van Antwerpen 1961. - Boletin del Museo del Prado, 1981. - Archivo Espagnol de Arte, 1996, S. 7/9. - Goya, 2006, S. 313-314. - Boletin del Museum C. Aznar, 2006, S. 98.