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Lot 441 D

Christo - Valley curtain (Project for Colorado)

Auktion 1014 - Übersicht Köln
24.05.2013, 11:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 50.000 € - 60.000 €
Ergebnis: 61.000 € (inkl. Aufgeld)

Bleistift, Stoff, Heftklammern, Farbkreide und Emailfarbe auf Karton 71 x 56 cm, unter Glas gerahmt. Unten links signiert und datiert 'Christo 1972' sowie entlang des unteren Randes betitelt und beschriftet 'VALLEY CURTAIN (PROJECT FOR COLORADO) VIEW FROM GRAND HOGBACK [...]'. - Mit minimalen Altersspuren.

Mit schriftlicher Bestätigung vom Studio Christo, New York, per Email vom 19.12.2012.

“Do you know that I don't have any artworks that exist? They all go away when they're finished. Only the preparatory drawings and collages are left, giving my works an almost legendary character.” (Christo, zitiert nach: Mark Getlein, Living with art, New York, 2008, S.290).
Die vorliegende Zeichnung Christos entstand als Studie für das hochambitionierte ‚Valley Curtain'-Projekt, das am 10. August 1972 - nach über zweijähriger Vorbereitungszeit - vollendet wurde: Mitten in Colorado ließ der Künstler einen riesigen orangefarbenen Vorhang, der sich effektvoll gegen den blauen Himmel und die herbe Natur absetzte, zwischen zwei Berghänge spannen. Es handelte sich dabei um das erste von vielen nachfolgenden Projekten, die der Künstler in Amerika realisierte. Ein erster Versuch, den Vorhang fallen zu lassen, war zuvor bereits am 9. Oktober 1971 gescheitert, als ein Sturm das Nylongewebe zerfetzt hatte. Insgesamt 35 Bauarbeiter und 65 weitere Helfer waren bei dem zweiten Versuch nötig, um den 18 600 Quadratmeter großen Nylonstoff, der mit 27 Seilen an einem dicken Stahlkabel von 400 m Länge befestigt war, herabzulassen (vgl. Foto). Da ein Sturm aufzog, musste die spektakuläre Landschaftsskulptur allerdings nach nur 28 Stunden wieder abgebaut werden. Die Hartnäckigkeit, mit der Christo und seine Frau Jeanne-Claude die Realisierung des Projekts verfolgten - angefangen bei der monatelangen Vorbereitungszeit, die mühevolles Verhandeln um Genehmigungen und vor allem auch die Finanzierung des Großprojekts beinhaltete, bis hin zu der Wiederaufnahme der Arbeiten nach dem missglückten ersten Versuch - verdeutlicht ein Grundprinzip ihres Schaffens: Es ging dem Künstlerpaar um das Überwinden von etwas scheinbar Unmöglichem, um das Realisieren einer Utopie. Der imposant aufragende und im Wind wehende Stoff diente den Künstlern durch die zeitliche Begrenztheit des Projekts und durch die Erhabenheit der Gestaltung als Inszenierung von Vergänglichkeit. Wie das obige Zitat des Künstlers verdeutlicht, hatten die Vorstudien einen zentralen Anteil an diesem monumentalen Vanitas-Motiv. Unsere Zeichnung zeigt ein fortgeschrittenes Stadium der Projektvorbereitung: Aus der Vogelperspektive blicken wir vom Grand Hogback auf das Rifle-Tal, dessen steil aufsteigende Felswände durch kräftige Striche und Schraffuren mit einem dicken Bleistift wiedergegeben werden. An manchen Stellen unterstützt der Gebrauch von grüner Farbkreide die Wiedergabe der kargen Landschaft. Ein Stück orange-farbener Stoff wurde mit Hilfe von Heftklammern auf den Karton collagiert und visualisiert somit den Vorhang zwischen den Felshängen. An einigen Stellen benutzte Christo weiße Emailfarbe, um Akzente zu setzen. Vor allem die weiße Umrandung des orangenen Stoffes dient dabei der farblichen und materiellen Hervorhebung des Gewebes. Die detaillierten technischen Angaben auf dem Blatt lassen an Architekturzeichnungen erinnern und verdeutlichen, welch visionären Anteil diese Arbeit an der konkreten Ausführung des Projekts hatte. Planung, Ausführung und Dokumentation sind folglich drei Schritte des Kunstprojekts, die sich an Hand der Zeichnung konkretisieren und sie zu einem „legendären“ und wichtigen Bestandteil eines der vielleicht schönsten Projekte des Künstlerduos macht.

Provenienz

Galerie Der Spiegel, Köln; Privatsammlung, Deutschland