Lot 812 Dα

„Richter hatte seit 1995 eine abstrakte Bildsprache entwickelt; Labyrinthe, in denen sich der Blick verlor wie in einem Dickicht. Es gab durchaus das differenzierte Spiel der Wertigkeiten, wo das Gestalten durch scheinbar einfallsloses Dekorieren oder durch bewußtloses Vermalen relativiert wird; wo die Konkurrenz der Formen und Gesten das Gemälde dezentriert und jeder Kompositionsschwerpunkt immer wieder aufgeschoben wird. Diese Malerei kam, je länger sich Richter in ihr übte, umso mehr in ein elegantes Gleichgewicht, wo selbst aggressivste Antimalerei vom ausgeklügelten Bildganzen geschluckt wurde. Wo das Wechselspiel zwischen Formstiftung und Formzerstörung also nicht mehr funktionierte, brauchte Richter jetzt schärfere Spengsätze für sein Bildgefüge: Babyköpfe, Spinnetze, Totenköpfe - Metaphern für die >großen< Themen der Malerei, Jugend, Vergänglichkeit, Tod.“ (Stephan Schmidt-Wulffen, Richters Wende, in: Contemporary Fine Arts (Hg.), Daniel Richter, Die Frau, Rock'n'roll - nein danke, Ausst.Kat. Berlin 2000, o.S.)