Lot 1149 Dα

Das Gemälde zeigt die Heilige Maria Magdalena in Halbfigur mit nach oben gerichtetem Blick und langen blonden Haaren, die Rechte vor ihre entblößte Brust haltend. Die vorliegende Komposition entspricht im wesentlichen dem Gemälde Guido Renis, das sich in der Sammlung Byng in Wrotham Park, Herfordshire, befindet und in die Mitte der 1630er Jahre datiert wird (vgl. D. Stephen Pepper: Guido Reni. L´opera completa. Novara 1988, S. 340, Nr. 43, Tafel XIII). Grundlegend für die Figurenkomposition Guido Renis - vor allem der Kopf mit dem zum Himmel gewandten Blick - war bekanntermaßen die Darstellung der Hl. Cäcilie von Raphael für die Kirche San Giovanni in Monte in Bologna (Pinacoteca Nazionale di Bologna), die nachhaltigen Eindruck auf die Künstler der Bologneser Schule machte. Die Haltung der Arme erinnert zudem an ein anderes Werk Raphaels, nämlich die Darstellung der hl. Katherina von Alexandrien (National Gallery, London) - Guido Reni übersetzt die gewundene Heilige Raphaels zu einer frontalen, monumentalen Darstellung der Maria Magdalena.
Eine Reihe italienischer Forscher haben die Zuschreibung an Guido Reni und einen Werkstatt-Mitarbeiter Renis bestätigt, so Emilio Negro (vgl. das Gutachten) sowie Mina Gregori, Nicosetta Roio, Andrea Emiliani und Massimo Pirondino (alle mündlich gegenüber dem Eigentümer), wobei Emiliani und Pirondino Giovanni Giacomo Sementi als Autor neben Guido Reni benannt haben. Pirondino hat zudem eine frühe Datierung um 1620 bis1625 vorgeschlagen, woraus folgen würde, dass das Gemälde noch vor jenem in der Sammlung Byng entstanden ist.