Nicht Figuren sind es, sondern lebendige Menschen, die Guido Reni mit viel Gefühl einander begegnen lässt. So scheint es jedenfalls beim Betrachten der barocken Meisterwerke des italienischen Malers und Radierers, der diese Empfindsamkeit bisweilen zu einer süßlichen Sentimentalität übersteigert, aber dennoch als einer der bedeutendsten Maler des Bologneser Barock gelten muss.
(...) WeiterlesenGuido Reni - Ein Wunderkind lernt bei Denys Calvaert und Lodovico Carracci
Guido Reni wurde am 4. November 1575 in Calvenzano geboren. Als Sohn eines Musikers war ihm eine musische Neigung bereits in die Wiege gelegt. Schon früh galt er als Wunderkind, gleichermaßen musikalisch wie malerisch begabt. Die Entscheidung fiel jedoch zugunsten der bildenden Kunst, als Guido Reni 1584 bereits im Alter von neun Jahren bei dem flämischen Meister Denys Calvaert studierte. Calvaert hatte in Bologna seine eigene, stark besuchte Schule gegründet. Unter Renis Mitschülern befand sich auch Domenichino, der sich später mit historischen und mythologischen Darstellungen einen Namen machte. Neben Calvaert war es vor allem Lodovico Carracci, der ab 1595 die Kunst Guido Renis beeinflusste. Carracci war zu dieser Zeit maßgeblich prägend für klassizistisch-barocke Entwicklung der Kunst nicht nur in Bologna, sondern in ganz Italien. Im Jahr 1599 nahm ihn die Malergilde von Bologna als Meister auf und wählte ihn schließlich ohne Gegenstimme zu ihrem Consigliere. Bologna blieb die erklärte Heimat des Künstlers, die er nur selten verließ, um in Rom, Neapel und Ravenna zu arbeiten.
Idealisierender Malstil in Anlehnung an Raffael
Um 1600 zog es Guido Reni nach Rom, wo er mit seinem idealisierten Malstil, der zwar auf Raffael aufbaute, sich aber von den etablierten Meistern seiner Zeit, Caravaggio und Annibale Carracci, merklich unterschied, große Erfolge feierte. Nach einer zwischenzeitlichen Rückkehr nach Bologna übernahm er in den 1620er-Jahren einen prestigeträchtigen Auftrag des Kardinals Ludovico Ludovisi, der ihn die große Altarretabel in der Kirche Santissima Trinità del Pelligri verzieren ließ und als Motiv die Heilige Dreifaltigkeit vorgab. Religiöse Motive waren ein bevorzugtes Sujet und eine Stärke von Guido Reni, wenn ihm auch für die Werke seiner letzten Jahre mitunter ein Hang zu oberflächlicher Gefühligkeit vorgeworfen wurde. Guido Reni beschäftigte sich nicht nur mit der Malerei, sondern auch mit der Drucktechnik und fertigte zahlreiche Radierungen an.
Gefragter Freskenmaler, die Aurora als Meisterwerk
Guido Reni entfaltete auch eine rege Tätigkeit als Freskenmaler; unter seinen zahlreichen Fresken besonders hervorzuheben ist die Aurora an der Decke des mittleren Saals des Casino Borghese (heute Casino Rospigliosi-Pallavicini) in Rom. Kardinal Scipione Borghese hatte die Ausgestaltung persönlich in Auftrag gegeben. Die Wirkung des Kunstwerks war immens, noch im 19. Jahrhundert wurde die Aurora von Lord Byron und Jacob Burckhardt gerühmt, bedeutende Künstler wie Raffaello Morghen kopierten es zu ihrer Zeit. Theodor Fontane erwähnte das Werk namentlich in seinem Roman Effi Briest. Die Dekoration dieses Raumes hatte Guido Reni indes nicht allein gestaltet, sondern gemeinsam mit Antonio Tempesta übernommen, der wiederum an den Wänden der Schmalseiten den Triumphzug Amors und den Triumphzug der Fama malte.
Guido Reni starb am 18. August 1642 in Bologna.
Guido Reni - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: