Isaack van Ostade
Scheuneninterieur
Öl auf Holz (parkettiert). 45 x 63,5 cm.
Signiert unten rechts: J. v. Ost..
Dieses Scheuneninterieur mit einer Bauernfamilie stellt ein frühes Werk Isaac van Ostades dar, das der Haarlemer Künstler in den 1630er Jahren, erst 17- oder 18-jährig, geschaffen hat, wie Manfred Schnackenburg dargelegt hat (vgl. Gutachten Schnackenburg 2014). Es lässt sich in Stil, Komposition und Motiv mit zwei Scheuneninterieurs vergleichen, von denen sich eines in der Alten Pinakothek befindet und 1639 datiert ist (Vergleichsabb., Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München, Inv.-Nr. 5132).
Isaac van Ostade stellt eine Scheune dar, in der sich eine Bauernfamilie am Kamin versammelt hat: Der Bauer, die Bäuerin und ein Kind mustern ein Kleinkind, das in einer Wiege liegt. Etwas abseits ist zudem ein Mann zu sehen, der Bier aus einem Fass abfüllt. Dieses Werk zeigt die frühe Meisterschaft Isaac van Ostades, vor allem seine malerische Ökonomie bei der Darstellung von Bildraum und Bildlicht: Mit einer reduzierten, fast monochromen Palette gibt der Künstler das Innere einer Scheune mit all ihren kleinteiligen Gerätschaften, dem unebenen Boden und dem verwinkelten und schiefen Raum wieder. Die Darstellung des Raumes ist umso erstaunlicher, als der Großteil der Scheune im Schatten liegt. Nur ein kleiner Bereich, dort wo sich die Bauernfamilie versammelt hat, ist in Licht getaucht, dessen Quelle das kleine Fenster zur Linken bildet. Auch bei der Verwendung der Bildfarben geht van Ostade ökonomisch vor: Das Blau des Himmels, das Rot, Blau und Violett der Kleidung genügen dem Künstler, um die Szene zu verlebendigen.
Dieses Scheuneninterieur steht in der Tradition des niederländischen Bauerngenres, das der talentierte, aber mit nur 28 Jahren früh verstorbene Künstler von seinem Bruder und Lehrer Adriaen van Ostade übernommen hat. Adriaen van Ostade gemeinsam mit dem Flamen Adriaen Brouwer waren es, die der Gattung zu Beginn des 17. Jahrhunderts zu großer Popularität verhalfen.
Zertifikat
Walther Bernt, München, 26.9.1972. - Dr. Bernhard Schnackenburg, Kassel, 26.11.2014.
Provenienz
Süddeutsche Privatsammlung.