Johann Peter Hasenclever - Arbeiter vor dem Stadtrat - image-1

Lot 1216 Dα

Johann Peter Hasenclever - Arbeiter vor dem Stadtrat

Auktion 1049 - Übersicht Köln
16.05.2015, 11:00 - Gemälde Alter Meister und des 19. Jahrhunderts, Zeichnungen
Schätzpreis: 30.000 € - 35.000 €
Ergebnis: 86.800 € (inkl. Aufgeld)

Johann Peter Hasenclever

Arbeiter vor dem Stadtrat

Öl auf Leinwand. 47,5 x 63 cm.
Signiert und datiert unten links: J. P. Hasenclever. 1848..

Johann Peter Hasenclever lernte an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Theodor Hildebrandt (1804-1874). 1838 zog es ihn gemeinsam mit Malerkollegen nach München, wo er sich bis 1843 hauptsächlich aufhielt. Nach zwei Italienreisen verlegte der frisch vermählte Hasenclever seinen Wohnsitz erneut nach Düsseldorf. Hasenclever war Mitglied des Münchener Kunstvereins, der Berliner sowie der Amsterdamer Kunstakademie. 1851 zeichnete ihn der belgische König mit einer Goldmedaille aus. Hasenclever gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Düsseldorfer Genremalerei. Bevorzugt wählte er Themen, die es ihm ermöglichten, verschiedene Gruppierungen mit differenzierten Gemütsbewegungen und Charakteristika darzustellen - so wie bei dem hier vorliegenden Gemälde "Arbeiter vor dem Stadtrat".
Hasenclever fängt in vielen seiner Gemälden den politischen Zeitgeist, die gesellschaftlichen Umstände des Vormärz und des Revolutionsjahres 1848 ein. Die Werkreihe „Arbeiter vor dem Stadtrat“, die zwischen 1848 und 1850 entstand, umfasst drei Gemälde, eine Ölskizze und eine Vorzeichnung. Neben dem hier vorliegenden Gemälde befinden sich die anderen Versionen in der Gemäldegalerie des Museum Kunstpalast in Düsseldorf sowie im Bergischen Museum Schloss Burg in Solingen. Auch die Ölskizze und die Vorzeichnung sind der Öffentlichkeit zugänglich: im Westfälischen Landesmuseum Münster sowie im "Historischen Zentrum" von Hasenclevers Geburtsort Remscheid.
Die Werkreihe schildert die Ereignisse des 9. Oktober 1848 in Düsseldorf. Nachdem der Stadtrat beschließt 600 Arbeiter zu entlassen, ziehen 200 Protestierende des Volksclubs, deren wohl bekanntester Anführer Ferdinand Lassalle war, vor das Düsseldorfer Rathaus. Eine „Deputation an den Gemeindevorstand um Arbeit“ wird entsandt. Das vorliegende Werk nimmt eine Sonderstellung in der Serie „Arbeiter vor dem Stadtrat“ ein, zeigt es doch den entsandten Arbeiter unterwürfig, in katzenbuckliger Haltung vor den Herren des Stadtrats. Entgegen den Kompositionen der übrigen, späteren Werke, in denen der Arbeiter forsch und erhobenen Hauptes das Schriftstück übergibt, scheint Hasenclevers politisches Couleur hier gemäßigter.

Provenienz

Westfälischer Privatbesitz.

Literaturhinweise

Gerd Dethlefs: Michel vor der Obrigkeit - Vierte Fassung des Gemäldes "Arbeiter und Stadtrat" entdeckt. In: Westfalenspiegel, 1999, Nr. 3, S. 24. - S. Geppert/D. Soechting: Johann Peter Hasenclever (1810-1853) - Ein Malerleben zwischen Biedermeier und Revolution, Mainz 2003, S. 278-279, Nr. 103 mit Abb. - Frankfurter Kunstverein/Goethe-Universität Frankfurt a. M. (Hrsg.): Demonstrationen. Vom Werden normativer Ordnungen, Frankfurt a.M. 2012, S. 178-181. - Zu den Werken in Düsseldorf, Solingen, Münster und Remscheid siehe Geppert/Soechting (op. cit.), S. 278-282, Nr. 102 u. 104-105 mit Abb.

Ausstellung

Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte: "Für Freiheit und Recht. Westfalen und Lippe in der Revolution 1848/49", 1999. - Frankfurt a. M., Frankfurter Kunstverein: "Demonstrationen. Vom Werden normativer Ordnungen", 2012.