Lot 1240 Dα

Die Bilder von Hans von Marées haben für den Betrachter noch heute etwas Geheimnisvolles und Rätselhaftes. Umso überraschender ist dann die Tatsache, dass er - nach eigener Aussage - sein Leben lang nur bemüht war, den menschlichen Körper in seinem Zusammenhang zu begreifen. Das undramatische Beisammensein nackter menschlicher Figuren in der Landschaft wurde sein bildnerisches Hauptthema. Diese strikte formale Reduktion und seine poetisch arkadische Beschreibung der reinen, naturnahen menschlichen Existenz haben auch den etwas jüngeren Bildhauer Adolf von Hildebrand künstlerisch bestärkt. Sie lernten sich 1867 in Italien kennen und wenige Jahre später, 1873, schufen sie gemeinsam den berühmten Freskenzyklus für die Zoologische Station in Neapel. 1874 teilten Hildebrand und Marées das Atelier im ehemaligen Kloster San Francesco di Paola in Florenz, das der Bildhauer erworben hatte. Allerdings zerbrach die Freundschaft schon ein Jahr danach. Da unser Gemälde, ebenso wie weitere Werke von Marées, dort aufgefunden wurde, ist davon auszugehen, dass es noch vor 1875 entstanden ist. Uta Gerlach-Laxner beschreibt es mit den Worten: „Dieses Bild stellt eigentlich den Übergang von der ersten zur zweiten Phase der formalen Entwicklung dar.“ Sie bemerkt auch einen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Gemälde „Drei nackte Männer“ (Wuppertal, Von der Heydt-Museum), das ebenfalls im Kloster San Francesco bei Florenz gefunden wurde und Adolf von Hildebrand gehört hat.