Lesser Ury - Berliner Straße im Sonnenschein - image-1

Lot 200 Dα

Lesser Ury - Berliner Straße im Sonnenschein

Auktion 1004 - Übersicht Köln
30.11.2012, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 110.000 € - 120.000 €
Ergebnis: 134.200 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Leinwand, randdoubliert 36 x 51 cm, gerahmt. Unten links signiert 'L. Ury'. - Mit einer Retusche im rechten mittleren Bereich (mit rückseitigem Leinwandflicken) und einer sehr kleinen Retusche am linken Unterrand.

Das vorliegende schöne Gemälde, betitelt „Berliner Straße im Sonnenschein“, entstand wohl in den 1920er Jahren. Bei der Wahl seiner Motive hat sich Ury gerne an exponierte Plätze begeben, an denen er das belebte Treiben der glanzvollen modernen Reichshauptstadt beobachten konnte. Hier dargestellt ist eine durch elegante Passanten, Droschken und eine gelbe Straßenbahn belebte Chaussee im Tiergartenviertel bei schönstem Sommerlicht. Wegen des zentralen Betrachterstandpunktes und der rhythmischen Aufreihung der Bäume wird der Blick in die Tiefe geführt. Jedoch ist es vor allem das reich pointierte Farbenspiel im Bereich der Straße wie auch das generelle Auflösen von Formen in Farbflecke, das von Urys besonderem koloristischen Talent zeugt. Durch seine Malweise vermag der Künstler die ganze Atmosphäre in positive Schwingungen zu versetzen. Es ist der Zauber von Licht und Schatten, der Ury zu dieser fast impressionistischen Seh- und Malweise verleitet hat.
Eine weitere Arbeit in Pastell zeigt eine ähnliche Straßenszene im Regen („Berliner Straße mit Droschken im Regen“, um 1925, Ausst. Kat. Lesser Ury, Licht, Farbe, Perspektive, Galerie Schwarzer, Düsseldorf 2005, S.18f., mit Abb.). Der Vergleich macht deutlich, dass Ury an der Untersuchung besonderer Lichtstimmungen interessiert war, so auch am Spiel des künstlichen Lichts auf regennasser Straße. Dem Künstler gelingt mit seiner Plein-Air-Szene ein einprägsames, ja beinahe lyrisches Stimmungsbild vom Berlin der 1920er Jahre. Dabei war er gleich den französischen Impressionisten weniger an einer realistischen Darstellung interessiert, als an der Kultivierung von Maltechnik in Bezug auf Farbe. Die nuancenreiche Farbigkeit war atmosphärischen Schwankungen unterworfen und somit stets abhängig von der Deutung des flüchtigen Augenblicks durch den Künstler.

Zertifikat

Mit einem Foto-Gutachten von Sibylle Groß, Berlin, vom 18. Oktober 2012. Das Gemälde wird in das Werkverzeichnis zu Lesser Ury aufgenommen.

Provenienz

Herta Wertheim, Berlin/USA (erworben in den 1920/1930er Jahren in Berlin); Privatbesitz USA (seit den 1980er Jahren, Vermächtnis der Familie Wertheim); Galerie Schwarzer, Düsseldorf (2005); Kunsthandlung Osper, Köln (2006); Privatbesitz Norddeutschland

Ausstellung

Düsseldorf 2005 (Galerie Schwarzer), Lesser Ury 1861-1931. Licht, Farbe, Perspektive, S. 14 mit Farbabb. S. 32